BDI Bundesverband der Deutschen Industrie
BDI-Verbandsumfrage: Industrieexporte wachsen im zweistelligen Bereich - Politik darf sich nicht auf außenwirtschaftlichen Erfolgen ausruhen
Berlin (ots)
Die Perspektiven für Außenhandel und Direktinvestitionen bleiben 2001 außerordentlich gut. Dies ist das Ergebnis der Umfrage des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) unter 29 Industrieverbänden, die heute im BDI-Außenwirtschaftsbarometer veröffentlicht wurde. Die Umfrage ist hochrepräsentativ, da diese Verbände für 90 Prozent der deutschen Ausfuhren stehen.
1999 waren die deutschen Ausfuhren um 3 Prozent gestiegen. Die große Mehrheit der Umfrageteilnehmer erwartet für 2000 und 2001 weitere deutliche Zuwächse. Der BDI rechnet mit einem Plus des Ausfuhrwerts von 14 Prozent in diesem und 10 Prozent im kommenden Jahr. Damit werden die Ausfuhren schneller wachsen als die Auslandsmärkte, in die geliefert wird. Die Folge ist, dass die deutsche Industrie ihren Anteil am Welthandel noch steigern wird. Bereits in den vergangenen beiden Jahren war dieser Anteil wieder auf 10 Prozent gewachsen, nachdem er 1997 mit 9,3 Prozent seinen Tiefpunkt erreicht hatte. Die Exporte werden vor allem von der starken weltwirtschaftlichen Nachfrage angetrieben. Sie könnten sogar noch stärker zulegen, wenn nicht Engpässe auftreten würden, u.a. bei den technischen Produktionskapazitäten und bei qualifiziertem Personal. Zusätzlich unterstützt der niedrige Außenwert des Euro die Ausfuhren insbesondere in den Dollarraum.
Die Einfuhren steigen noch stärker als die Exporte. In diesem Jahr erwartet der BDI aufgrund der relativ robusten Inlandskonjunktur und stark gestiegener Importpreise einen Zuwachs der Einfuhrwerte um 16 Prozent. 2001 werden die Importe voraussichtlich um weitere 10 Prozent zulegen. Auch die Auslandsinvestitionen deutscher Unternehmen und die Investitionen ausländischer Unternehmen in Deutschland werden ihren Aufwärtstrend der letzten Jahre fortsetzen. Zunehmend wird die Höhe der Direktinvestitionen durch das dynamische Fusionsgeschehen bestimmt. Unternehmensstrategische Gründe überlagern stärker als früher die Standortfaktoren als Bestimmungsgründe für Direktinvestitionen. So lässt der Rekordzustrom ausländischer Direktinvestitionen nach Deutschland in Höhe von 202 Mrd. EUR im ersten Halbjahr 2000 kaum Rückschlüsse auf eine allgemeine Verbesserung des Standorts Deutschland zu. Denn über 90 Prozent der Investitionen, so der BDI, erklären sich aus einer einzigen deutsch-britischen Fusion im Telekommunikationsbereich.
"Die Politik wäre schlecht beraten, wenn sie sich auf den außenwirtschaftlichen Erfolgen ausruhen würde", kommentierte BDI-Hauptgeschäftsführer Ludolf v. Wartenberg das diesjährige BDI-Außenwirtschaftsbarometer. Der unbewältigte Reformstau in Deutschland und zahlreichen Ländern Europas wirke belastend auf den Euro-Kurs. Hier müsse die Politik eindeutige Signale setzen, denn die Euro-Schwäche gebe zwar Anstöße für die Konjunktur, verstärke aber gleichzeitig die Risiken für die innere Stabilität der Währung.
Ein weiterer Bereich, wo Politikversagen schwerwiegende Konsequenzen haben könne, seien die Handelskonflikte zwischen der EU und den USA. Viel Zündstoff liege in der Tatsache, dass es der EU bis heute nicht gelungen sei, die WTO-Urteile gegen die EU-Bananenmarktordnung und das Importverbot für hormonbehandeltes Rindfleisch zu befolgen. Von den US-Strafzöllen auf EU-Importe sei auch die deutsche Industrie betroffen, die für den Bananen-Konflikt nicht verantwortlich zu machen ist. In dem neuen transatlantischen Konflikt über die WTO-Konformität der steuerlichen Begünstigung amerikanischer Exporte drohten umgekehrt Strafzölle der EU in Milliardenhöhe gegen amerikanische Ausfuhren, falls die USA ihre steuerlichen Bestimmungen nicht WTO-kompatibel gestalten würden. Der BDI begrüßt sehr, dass Europäer und Amerikaner sich am vergangenen Wochenende in diesem Konflikt auf Zeitgewinn verständigt hätten und eine vom BDI schon vor Wochen vorgeschlagene Strategie der De-Eskaslation einschlagen wollten. "Strafzölle beantworten Protektionismus mit Protektionismus. Sie widersprechen nicht dem Buchstaben, aber dem Geist der WTO", so v. Wartenberg. Seite
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