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Wirtschaft fordert durchgreifende Reform des Bildungssystems

Hamburg/Berlin (ots)

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG
   der Konferenz der Wirtschaftsminister und -senatoren (WMK) und
   der Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft
- Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI)
   - Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
   - Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)
   - Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
In einer gemeinsamen Erklärung am heutigen Freitag fordern die
Konferenz der Wirtschaftsminister und -senatoren (WMK) unter dem
Vorsitz des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministers Hans-Artur
Bauckhage und die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft
durchgreifende Reformen im gesamten deutschen Bildungssystem.  "Als
rohstoffarmes, exportorientiertes Hochlohnland ist Deutschland in
besonderem Maße auf ein leistungsfähiges Bildungssystem angewiesen",
so die Erklärung mit dem Titel "Mehr Freiheit und Wettbewerb in der
Bildung: Anforderungen an die Bildungspolitik", die auf dem heutigen
Treffen der WMK in Hamburg verabschiedet wurde. "Demographische
Entwicklung, Fachkräftemangel und Fehlqualifikationen machen es
notwendig, die wertvollen Bildungsressourcen besser auszuschöpfen"
und damit den Anforderungen des Beschäftigungssystems gerecht zu
werden.
Die WMK und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), die
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der
Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sowie der
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) plädieren dafür, an den
allgemein bildenden Schulen unter anderem die Unterrichtsinhalte zu
straffen und dabei den naturwissenschaftlichen und technischen
Fächern sowie dem Erwerb von Fremdsprachen eine größere Bedeutung
beizumessen. Mittelfristig soll bundeseinheitlich ein
12-Jahres-Abitur realisiert werden. Als unverzichtbar werden
Qualitätsstandards und Qualitätssicherungsverfahren eingestuft, im
Rahmen derer die Schulen in einem fairen Wettbewerb Rechenschaft über
ihre Leistung ablegen. Für Lehrer wird neben einer Verbesserung der
praxisorientierten Aus- und Weiterbildung eine leistungsorientierte
Vergütung gefordert. Die Wirtschaftsminister und -senatoren sowie die
Spitzenverbände setzen sich dafür ein, die Leistungsfähigkeit des
Primarbereichs  deutlich anzuheben, den Ausbau von schulischen wie
außerschulischen Ganztagsangeboten voranzutreiben sowie eine
flächendeckende Hochbegabtenförderung sicherzustellen.
Im Bereich der dualen Ausbildung wird eine praxisorientierte
Differenzierung und regelmäßige Aktualisierung der Berufsbilder
gefordert, die den Ausbildungsinteressen und -voraussetzungen der
Jugendlichen sowie dem Qualifizierungsbedarf der Unternehmen gerecht
wird. In diesem Zusammenhang begrüßen WMK und Spitzenverbände
ausdrücklich den Beschluss des Bündnisses für Arbeit, Ausbildung und
Wettbewerb, in den Ordnungsverfahren für die Berufe die Belange von
leistungsschwächeren Jugendlichen stärker zu berücksichtigen. Die WMK
und die Verbände sprechen sich für mehr Autonomie und finanzielle
Gestaltungsspielräume der Berufsschulen aus. Dort soll die
Einstellung von Quer- und Seiteneinsteigern als Lehrpersonal in
Mangelfächern erleichtert werden. Die Aus- und Weiterbildung müsse
stärker an den Bedürfnissen und Entwicklungen in der Arbeitswelt
ausgerichtet werden.
Die berufliche Weiterbildung müsse flexibel gestaltet und
ausgebaut werden. Zu verbessern seien die Rahmenbedingungen für einen
transparenten, flexiblen und pluralen Weiterbildungsmarkt. Staatliche
Reglementierungen beispielsweise durch ein Weiterbildungsrahmengesetz
werden als kontraproduktiv eingestuft.
Eine der vorrangigsten Aufgaben der Bildungspolitik sehen WMK und
Spitzenverbände in der Schaffung von Wettbewerb in der
Hochschullandschaft. Nachhaltig gefordert wird mehr Autonomie der
Hochschulen in Finanz- und Personalfragen, um ihre Leistungsfähigkeit
auch im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe zu stärken.
Dazu gehöre auch, die Möglichkeit offen zu halten, Bildungsgutscheine
oder Studiengebühren oder andere Formen zu erheben. Die
Wissensgesellschaft sei darauf angewiesen, effiziente Bildungsmärkte
zu etablieren. Als Eckpfeiler von Profilbildung und
Qualitätssicherung müssten Auswahl und Zulassung der Studienbewerber
den Hochschulen übertragen werden.
Die Fortschritte bei den neuen gestuften, modularisierten
Studiengängen Bachelor und Master werden ausdrücklich begrüßt. Jetzt
kommt es nach Auffassung von WMK und Spitzenverbänden darauf an, dass
im öffentlichen Dienst ebenso wie in der Wirtschaft gleichwertige
Abschlüsse bei der Einstufung und Vergütung auch gleich behandelt
werden.
Die WMK und die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft beklagen,
dass Deutschland bei den Bildungsausgaben noch nicht einmal den
Mittelwert der OECD-Staaten erreicht. Sie appellieren, die
Bildungsausgaben nicht weiter zurückzufahren. Ein leistungsfähiges
Bildungssystem brauche eine gute finanzielle Ausstattung.
Die gemeinsame Erklärung finden Sie im Wortlaut auf den
Internetseiten der Verbände:
www.bdi-online.de, www.bda-online.de, www.dihk.de, www.zdh.de.
Ansprechpartner für Rückfragen:
Stefan Küpper, BDA, Telefon (030) 2033-1500
Dr. Günter Lambertz, DIHK, Telefon (0228) 104-2514
Jörg Wagner, Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz
Telefon (06131) 16 25 49

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