BDI Bundesverband der Deutschen Industrie
Appell des BDI-Präsidiums an Europas Regierungen: Der europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt darf kein Freibrief für noch mehr Schulden werden
Berlin (ots)
Das Präsidium des Bundesverbandes der Deutschen Industrie appellierte am Montag mit Blick auf den Europäischen Gipfel an die Regierungen der Europäischen Union:
Die gegenwärtig diskutierten Reformen des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts dürfen nicht zu Lasten der finanz- und haushaltspolitischen Disziplin in der Euro-Zone gehen. Die deutsche Industrie fordert die Regierungen der Europäischen Union dringend auf, von allen Bestrebungen Abstand zu nehmen, die den Pakt faktisch unwirksam werden lassen.
Die Mehrzahl der zur Zeit diskutierten Vorschläge würden den Pakt für willkürliche Interpretationen öffnen und damit seine Durchsetzbarkeit weiter einschränken. Das gilt besonders für die pauschale Nichtanrechnung einzelner Ausgabenkategorien vor Einleitung eines Defizitverfahrens. Insgesamt würden sich die Rahmenbedingungen für die Geldpolitik in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion verschlechtern. Der Anreiz zu einer soliden Haushaltspolitik in den Mitgliedstaaten würde vermindert und zugleich ein falsches Signal an jene Länder gesendet werden, in denen die Gemeinschaftswährung bald eingeführt werden soll.
Die Regelungen des Paktes sind schon jetzt ausreichend flexibel, zumal die Drei-Prozent-Grenze für die Neuverschuldung durchaus Spielraum für eine expansive Fiskalpolitik in Zeiten schwachen Wachstums lässt, wenn ein Land im Durchschnitt eines Konjunkturzyklus einen ausgeglichenen Haushalt aufweist. Bereits jetzt erlaubt das geltende Defizitverfahren die Berücksichtigung der spezifischen wirtschaftlichen Situation eines Landes. Wenn man den Pakt verbessern will, dann sollten Vorschläge aufgegriffen werden, die präventiven Elemente zu stärken und die Regierungen zu verpflichten, in wirtschaftlich guten Zeiten mehr zu sparen. Und es ist auch sinnvoll, den Gesamtschuldenstand der Länder künftig im Defizitverfahren zu berücksichtigen.
Die Kommission muss bei der Überwachung des Paktes weiterhin eine wirksame Rolle spielen. Es darf nicht dazu kommen, dass die Mitgliedstaaten sich selbst immer neue Gründe dafür liefern, ihre Neuverschuldung zu Lasten der Gemeinschaftswährung, der Stabilitätskultur und des Wachstums in Europa auszudehnen.
Finanz- und Haushaltsdisziplin in den Ländern der Euro-Zone sind kein Selbstzweck, sondern grundlegend für eine stabile Währung und für mehr Wachstum in ganz Europa. Wer den Pakt `nach Kassenlage´ interpretiert, untergräbt die innere und äußere Stabilität des Euro. Darauf haben zuletzt auch die Bundesbank, die Europäische Zentralbank und der Internationale Währungsfonds hingewiesen. Eine international wettbewerbsfähige Finanzierung der Unternehmen kann nur sichergestellt werden, wenn die Regierungen der Euro-Länder die Politik der EZB durch einen klaren Stabilitätskurs unterstützen. Deutschland mit der größten Volkswirtschaft in der EU hat hier eine besondere Verantwortung.
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Appeal by the BDI Presidential Board to Europes Governments: The European Stability and Growth Pact should not be regarded as a licence for incurring even greater debts
With a view to the European Summit, the Federation of German Industries Presidential Board issued the following appeal to the European Union governments on Monday:
The reforms of the European Stability and Growth Pact being discussed at present must not be implemented at the expense of fiscaland budget policy discipline in the eurozone. German Industry urges EU governments to desist from undertaking all efforts which could,in effect, render the Pact ineffective.
The majority of the proposals currently being debated would leave the Pact open to arbitrary interpretation and thus make it even more difficult to enforce. This applies in particular to the blanket exclusion of specific expenditure categories before the initiation of an excess deficit procedure. The framework conditions for monetary policy in the European Economic and Monetary Union would deteriorate overall. The incentive to pursue a sound budget policy in the Member States would be reduced and, at the same time, the wrong message would be sent to those countries in which the single currency is to be introduced soon.
The Pact rules are already flexible enough, especially as the three percent limit for net borrowing certainly provides adequate leeway for an expansive fiscal policy in times of weak growth if, on the whole, a country has a balanced budget within any given business cycle. The current deficit procedure already allows a countrys individual economic situation to be taken into account. If we want to improve the Pact then proposals should be taken up which strengthen the preventive elements and oblige governments to save more during periods of greater economic growth. And it would also be wise if, in future, a countrys overall debt could be taken into greater consideration in the deficit procedure.
The Commission must continue to play an effective role in monitoring the Pact. The point must not be reached where Member States come up time and again with new justifications to increase their net borrowing at the expense of the single currency, the stability culture and growth in Europe.
Financial and budget discipline in the eurozone countries is not an end in itself, but rather is essential for ensuring a stable currency and increased growth throughout Europe. Any country which interprets the Pact according to the current state of its public coffers will undermine the Euros internal and external stability. The Bundesbank, the European Central Bank and the International Monetary Fund have also pointed this out recently. The financing of companies on a competitive international basis can only be guaranteed if the eurozone governments support the ECBs policies by steering a clear course geared towards stability. Germany, with the largest national economy in the EU, bears a special responsibility in this respect.
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