Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel: Gutachten an Bundesminister Gröhe übergeben
Essen (ots)
Am 4. September 2017 übergaben Dr. Michael P. Kuck, Vorstandsvorsitzender der NOWEDA Apothekergenossenschaft, und Dr. Christian Rotta, Geschäftsführer des Deutschen Apotheker Verlags (DAV), in Berlin das Gutachten "Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel" an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Das von Gesundheitsökonom Prof. Dr. Uwe May, Politikwissenschaftlerin Cosima Bauer und Rechtsanwalt Dr. Uwe Dettling erarbeitete Gutachten weist nach, dass nur ein Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel (Rx) die flächendeckende, wohnortnahe Versorgung sichern kann.
Das Gutachten ist eine Reaktion auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aus Oktober 2016. Die Entscheidung besagt, dass Versandapotheken aus dem europäischen Ausland sich nicht mehr an die in Deutschland gesetzlich vorgeschriebene Preisbindung auf Rx-Arzneimittel halten müssen. Die drohende Folge: Aufgrund hoher Rabatte und Boni der Versender werden Umsätze aus Vor-Ort-Apotheken abgezogen. Die Existenz zahlreicher Vor-Ort-Apotheken wird so in Frage gestellt und damit die flächendeckende Arzneimittelversorgung insbesondere in ländlichen Regionen gefährdet. Bei der Urteilsfindung fehlte es dem EuGH jedoch an Beweisen für ein solches Szenario. "Es liegt auf der Hand, dass die EU-Versender den Freibrief nutzen werden, den ihnen der Gerichtshof ausgestellt hat. Jetzt muss alles daran gesetzt werden, die drohenden absehbaren Folgen für die Vor-Ort-Apotheken und die Versorgung der Menschen abzuwenden. Daher freuen wir uns, dass wir Herrn Bundesminister Gröhe unser detailliertes Gutachten überreichen können, das die vom EuGH geforderten Beweise liefert und der Politik eine wissenschaftlich fundierte Handlungsgrundlage bietet", so Dr. Michael P. Kuck.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe bedankte sich für das Gutachten, das seine Forderung eines Rx-Versandverbots untermauert. "Arzneimittelversorgung ist weit mehr als Arzneimittelverkauf! Wir brauchen nicht weniger Beratung, sondern mehr. Denn es kann niemanden kalt lassen, dass jedes Jahr schätzungsweise 250 000 Menschen durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen ins Krankenhaus kommen", so Gröhe. "Bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln darf es nicht ums Schnäppchenjagen gehen. Hier zahlt die Gemeinschaft das, was der Patient benötigt. Unser Ziel ist, die gute Arzneimittelversorgung durch Apotheken auch nachts und am Wochenende überall in Deutschland zu erhalten. Es darf keinen aggressiven Preiswettbewerb geben, der die flächendeckende Rundum-Versorgung mit Präsenz-Apotheken gefährdet."
Dass eine solche Entwicklung droht, wenn der Rx-Versand weiterhin erlaubt wird, ermittelten die Autoren des Gutachtens auf wissenschaftlicher Ebene: Sie spielten mehrere Folgeszenarien durch und kamen zu dem Ergebnis, dass ein Versandhandelsverbot mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln unvermeidbar sei, um die flächendeckende Versorgung zu sichern und die bestehende, effiziente Preisbindung zu erhalten. Ein freier Preiswettbewerb führe eben nicht zu einer besseren und kostengünstigeren Versorgung.
Das Gutachten ist unter der ISBN 978-3-7692-7043-3 im Deutschen Apotheker Verlag erschienen. Herausgeber sind die NOWEDA Apothekergenossenschaft und der Deutsche Apotheker Verlag.
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