Welternährungstag 16.Oktober 2000
Keine Fortschritte im Kampf gegen den Hunger
Berlin (ots)
Bei der Bekämpfung von Hunger und Unterernährung hat es im vergangenen Jahr keinen Fortschritt gegeben. Dies geht aus dem neuen "Bericht zu Hunger und Unterernährung" der Welternährungsorganisation FAO hervor, den diese gemeinsam mit der Deutschen Welthungerhilfe und dem Bundeslandwirtschaftsministerium heute in Berlin anläßlich des Welternährungstages vorstellte.
Die Zahl der Hungernden und Unterernährten stagniert dem Bericht zufolge bei 826 Millionen Menschen, davon 792 Mio. in Entwicklungsländern, 26 Mio. in den Transformationsländern des Ostens und 8 Mio. in Industrieländern. Die internationale Gemeinschaft werde das beim Welternährungsgipfel 1996 vereinbarte Ziel, bis zum Jahr 2015 die Zahl der Hungernden zu halbieren, voraussichtlich erst im Jahre 2030 erreichen.
Der Bericht mißt erstmals nicht nur die Zahl der Unterernährten, sondern auch das Ausmaß oder die Schwere des Hungers. Er stellt heraus, dass die größten Nahrungsmitteldefizite in Afghanistan, Burundi, Haiti, Mosambik und Somalia bestehen.
"Hunger führt nicht unbedingt direkt zum Tod. Schwerer Hunger bedeutet aber, dass Menschen nur eingeschränkt arbeiten können, dass Kinder in ihrem Wachstum beeinträchtigt sind, und dass unterernährte Mütter untergewichtige Kinder zur Welt bringen", sagte Josef Schmidhuber von der FAO.
Die Vorsitzende der Deutschen Welthungerhilfe, Ingeborg Schäuble, betonte, dass sich die Nichtregierungsorganisationen nicht damit abfinden werden, das 1996 vereinbarte Ziel der Halbierung der Zahl der Hungernden bis 2015 auf das Jahr 2030 zu verschieben. "Wir können die Hungernden nicht einfach bis zum Jahr 2030 vertrösten, bis es zumindest der Hälfte von ihnen besser geht", so Schäuble. Sie kündigte an, dass die Welthungerhilfe sich dafür einsetzen wolle, das Veränderungstempo zu erhöhen, um das ursprüngliche Ziel noch zu erreichen. Dem diene auch ihr Besuch Anfang November bei den für den Ernährungsbereich zuständigen UN-Organisationen FAO, WFP und IFAD in Rom. Besonders wichtig ist, dass allen Regierungen - in den entwickelten Ländern, aber auch und gerade in den Entwicklungsländern - immer wieder deutlich gemacht wird, dass der Kampf gegen Hunger und Unterernährung gewonnen werden kann, wenn der politische Wille zu einer vorrangigen Entwicklung der ländlichen Gebiete vorhanden ist.
Schäuble unterstrich, dass die Ernährung das grundlegendste menschliche Bedürfnis sei. Hungernde Menschen könnten weder lernen noch wirtschaftlich aktiv werden. Deshalb bleibe eine dauerhaft sichere Ernährung für möglichst viele Menschen auch weiterhin das zentrale Ziel der Deutschen Welthungerhilfe.
Martin Wille, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, appellierte an die Regierungen der Entwicklungsländer, Reformen in ihrer Agrar-, Wirtschafts- und Ernährungspolitik durchzuführen. "Insbesondere Eigentums- und Verfügungsrechte über Boden, Wald und Wasser müssen überall dort rechtlich gesichert werden, wo Landreformen ausstehen oder bisher nicht zum Erfolg geführt haben", so Wille.
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