Kompass 2020: Bericht zur Wirklichkeit der deutschen Entwicklungspolitik
Corona-Krise hat verheerende Folgen für die ärmsten Länder - Hilfswerke fordern stärkeres Engagement der Bundesregierung
Berlin / Osnabrück (ots)
Die Corona-Krise stellt die Entwicklungspolitik der Bundesregierung vor neue Herausforderungen. Neben der wichtigen kurzfristigen Hilfe mit dem Corona-Sofortprogramm der Bundesregierung werden langfristig deutlich mehr Mittel zur Bekämpfung von Hunger, Armut und fehlender Bildung als Folge der Pandemie benötigt. Insbesondere die ärmsten Länder leiden unter den wirtschaftlichen Folgen der Krise. Dies erklärten das Kinderhilfswerk terre des hommes und die Welthungerhilfe anlässlich der diesjährigen Vorstellung des Berichts zur Wirklichkeit der Entwicklungspolitik. "Für uns ist die Atemschutzmaske das Gesicht der Corona-Krise, für Millionen Kinder in armen Ländern hat die Corona-Krise das Gesicht von Armut und dem Ende von Bildungschancen", sagte Birte Kötter, Vorstandssprecherin von terre des hommes. "Das Corona-Sofortprogramm muss deshalb gezielt Maßnahmen im Bereich der Ernährungssicherung und der Förderung von Grundbildung für Kinder enthalten, damit sie nicht dauerhafte Verlierer der Krise bleiben."
"In Folge der Krise könnte die Zahl der Hungernden von 820 Millionen auf eine Milliarde steigen. Die Einkommensmöglichkeiten der Ärmsten gehen sofort verloren, wenn Tagelöhner und Wanderarbeiter durch die Corona-Restriktionen von einem Tag auf den anderen keine Arbeit mehr haben. Für sie ist die Gefahr an Hunger zu sterben bedrohlicher als das Virus selbst. Bis zu 70 Prozent der Erwerbsbevölkerung in Entwicklungsländern arbeiten in der Landwirtschaft - ohne jede soziale Absicherung. Jede Strategie, um die Not zu lindern und eine wirtschaftliche Erholung einzuleiten, muss den Agrar- und Ernährungssektor ins Zentrum stellen. Bäuerinnen und Bauern sind systemrelevant, insbesondere in Entwicklungsländern. Die Finanzierung für Hungerbekämpfung und die ländliche Entwicklung dürfen daher nicht reduziert werden. Das Sofortprogramm des BMZ ist wichtig und muss wie vom Bundesminister Müller gefordert mit rund drei Milliarden aus dem Nachtragshaushalt untermauert werden und die langfristigen Entwicklungsbemühungen nicht konterkarieren", betonte Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe.
Auch außerhalb der Corona-Krise plädierte terre des hommes für einen deutlich höheren Stellenwert der Kinderrechte in der deutschen Entwicklungspolitik. "Die Rechte von Kindern müssen deutlich stärker entwicklungspolitisch verankert werden. Im BMZ-Reformplan für 2030 spielen sie praktisch keine Rolle. Für die derzeitige Kinderrechte-Sensibilität der Entwicklungspolitik bekommt das BMZ von terre des hommes einen Blauen Brief", erklärte Birte Kötter.
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