ILA 2000 Berlin-Brandenburg
Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung 6. bis 12. Juni 2000
Südgelände Flughafen Berlin-Schönefeld
Tagesbericht: 2. Tag (7. Juni 2000)
Berlin-Brandenburg (ots)
Auf der ILA-Konferenz: Airbus-Minister dringen auf schnelle Entscheidung über Baubeginn des neuen A 3XX
Die Airbus-Minister haben auf der ILA den Aufsichtsrat der Airbus-Industrie aufgefordert, bereits in den "nächsten Tagen" zwei wichtige Entscheidungen zu treffen: Den Startbeginn für das neue Airbus-Großflugzeug A 3XX und die Gründung der "Airbus Integrated Company" zwischen der EADS und British Aerospace Systems. An der Ministertagung nahmen unter Vorsitz des deutschen Wirtschaftsminister Werner Müller die spanische Ministerin Anna Birules Bertrán, der französische Minister Jean-Claude Gayssot sowie sein britischer Kollege Alan Johnson teil. In einem Communiqué der Tagung heißt es, die Minister hätten der Industrie für die erfolgreiche Arbeit gedankt und sich erfreut gezeigt, dass die Airbus-Industrie 1999 ihre Verkaufsziele erreicht habe. Die Minister erklärten ihre Unterstützung für das Projekt A 3XX und nahmen mit Interesse die Mitteilung der Industrie entgegen, dass Absichtserklärungen für den Kauf von acht Fluggesellschaften über mehr als 50 Flugzeuge vorlägen. Die endgültige Entscheidung über den Baubeginn müsse der Aufsichtsrat treffen. Die Minister stellten einmütig fest, daß die Airbus-Industrie einen deutlichen qualitativen Sprung nach vorn gemacht habe. Damit sei auch die europäische Zusammenarbeit gestärkt worden. Zum Thema A 3XX sagten die Minister, die beteiligten Regierungen würden Förderungen für das Projekt gewähren, die zurückgezahlt werden müßten und keine Subventionen darstellten. Die Industrie habe beschlossen, die Endmontage des Flugzeugs in Toulouse durchzuführen, die gesamte Inneneinrichtung soll in Hamburg erfolgen. Man sei einig, dass ein Gleichgewicht zwischen den beiden Standorten hergestellt werden müsse.
Großaufträge für Fairchild Dornier auf der ILA2000
Fairchild Dornier hat auf der ILA 2000 bereits Aufträge über 171 neue Flugzeuge verbuchen können. Diese Festbestellungen und Optionen haben zusammen einen Wert von 12 Milliarden US-Dollar. Bei den Aufträgen handelt es sich um 50 Festbestellungen und Optionen für den Typ 728JET von GE Capital Aviation Services. Die österreichische Fluggesellschaft alps/Air Alps bestellte fünf Maschinen des Typs 428JET und nahm drei Optionen. Ferner wurden drei Maschinen des Typs 328JET gekauft. Die Münchener BAVARIA hatte bereits am Vortage vier Flugzeuge des Typs 928JET und zwei des Typs 728JET mit jeweils zwei weiteren Optionen auf diese beiden Muster in Auftrag gegeben. Das auf der Basis der 728JET modifizierte Geschäftsreiseflugzeug Envoy 7 wird von der Lufthansa Technik AG die Innenausstattung erhalten. Ein entsprechendes Abkommen, das auch die künftige Wartung und den Kundendienst zum Inhalt hat, wurde auf der ILA2000 mitgeteilt. Die Envoy 7 bietet Platz für 18 Passagiere und verfügt über eine Reichweite von 7.700 Kilometer, so dass sie ohne Probleme den Nordatlantik überqueren kann.
EADS will die Führung in allen Marktsegmenten - US-Konkurrenz ist beunruhigt
Im Juli 2000 wird die Fusion der Unternehmen Aerospatiale Matra (Frankreich), DaimlerChrysler Aerospace (Deutschland) und Construcciones Aeronauticas S.A. (Spanien) zur European Aeronautic Defence and Space Company (EADS) vollzogen. Damit entsteht eines der größten Luft- und Raumfahrtunternehmen weltweit, das sich bereits in der Gründungsphase einer außerordentlich großen Aufmerksamkeit erfreut, und entsprechend stellt es sich auch auf der ILA2000 dar. Entsprechend siegessicher präsentierten auch die designierten Chief Executive Officers der künftigen EADS, Rainer Hertrich und Philippe Camus, die "neuen Dimensionen des Wachstums" auf einer überaus stark besuchten ILA-Pressekonferenz am 7. Juni. Vor mehr als 200 Medienvertretern aus aller Welt formulierten sie selbstbewusst und stolz die Führungsposition in allen Bereichen der Luft- und Raumfahrt als Ziel des Unternehmens - weltweit den ersten oder mindestens den zweiten Platz in allen Marktsegmenten. Damit soll die EADS in absehbarer Zeit an die zweite Stelle in der Welt aufrücken, ein Vorhaben, das in den USA mit nicht unberechtigter Sorge beobachtet wird. Zur Verwirklichung der ehrgeizigen Pläne sollen europaweit jährlich rund 1.500 Hochschulabsolventen eingestellt werden.
Als nächste Ziele des trinationalen Unternehmens formulierten beide Geschäftsführer den Programmstart des Großraumflugzeuges A 3XX, die Hinwirkung auf die politische Entscheidung über das Militärtransportflugzeug A 400M, die Schaffung eines einheitlichen Standpunktes für eine europäische Bewaffnung des Eurofighters sowie die Unterzeichnung des Serienvertrages für den militärischen Transporthubschrauber NH90.
Hertrich und Camus verwiesen in ihren Darlegungen auf die Grundlagen der Unternehmenspolitik - technologische Führerschaft, Kreativität, Wettbewerbsfähigkeit und Ertragskraft -, die bereits in der Vergangenheit die Gründerfirmen auszeichneten und daher auch künftig das Vertrauen von Kunden und potentiellen Kooperationspartnern rechtfertigen werden. Daraus resultiert auch die Zuversicht in den geplanten Börsengang der EADS am 10. Juli in Frankreich, Deutschland und Spanien, eine Transaktion, die zugleich die erste Börseneinführung in allen drei Ländern gleichzeitig sein wird.
Rolls-Royce Deutschland plant neues Triebwerk
Das in Dahlewitz bei Berlin beheimatete Unternehmen Rolls-Royce Deutschland plant eine Erweiterung der Triebwerkfamilie BR 700. Es soll in seiner Schubleistung zwischen den bereits bewährten Triebwerken BR 710 und BR 715 liegen und zum Antrieb neuer Regionalverkehrsflugzeuge mit einer Kapazität zwischen 90 und 110 Sitzen dienen. Eine "marinesierte" Version des Triebwerks BR 710 für den britischen Seeaufklärer Nimrod steht unmittelbar vor der Zulassung. Die Triebwerke der Reihe BR 710 sind die einzigen Antriebe für die Langstrecken-Geschäftsreiseflugzeuge Gulfstream V und Global Express. Das BR 715 ist für das Verkehrsflugzeug Boeing 717-200 entwickelt worden, von dem bisher 19 Maschinen ausgeliefert worden sind. Das neueste Triebwerk des Mutterkonzerns, das Trent 500, wird Ende Juni mit den Flugtests beginnen. Die aerodynamische Auslegung der Verdichtersysteme wurde von den Mitarbeitern in Dahlewitz beigesteuert. Das Trent 500 soll dem Antrieb der neuen und leistungstärkeren Airbus-Typen A 340-500 und A 340-600 dienen. Es liefert einen Schub zwischen 53.000 und 56.000 lb. In Dahlewitz hofft man, dass der Kooperationsvertrag mit der russischen Firma Tupolev verwirklicht werden kann. Er sieht vor, dass die in Entwicklung stehende zweistrahlige Tu 334-120 mit dem RB 715 ausgerüstet wird.
Neuvorstellung: OMF-160 "Symphony"
Nach nur zweieinhalb Jahren Entwicklungszeit konnte die erst 1997 gegründete Ostmecklenburgische Flugzeugbau GmbH zum Auftakt der ILA2000 ihre neue Leichtflugzeug-Schöpfung, die OMF-160 "Symphony" präsentieren. Besondere Qualitätsmerkmale bei wettbewerbsgünstigem Preisniveau von 105.000 Dollar sind unter anderem die Stahlkonstruktion der Kabine, die strapazierfähigen Trag- und Ruderflächen aus Aluminium und eine spezielle Glasfiber-Hülle. Die Kombination garantiert Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit. Als weitere Neuheiten entwickelt und hergestellt wurden faltbare Flügel und besondere Pilotensitze. Erstere bewirken im eingeklappten Zustand eine Gesamtbreite des Flugzeugs von nur 2,43 m, das bedeutet Eignung für den Transport auf der Straße und Flexibilität bei begrenzter Hangarfläche. Die Sitze bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff und Aluminium-Sandwich-Elementen, sie sind nach nach vorn und hinten justierbar und passen sich somit perfekt den anatomischen Gegebenheiten der Piloten an. Die Reisegeschwindigkeit der OMF-160 "Symphony" liegt bei 243 km/h, die Höchstgeschwindigkeit bei 300 km/h. Ihre maximale Reichweite beträgt 769 Kilometer. Sie ist wegen ihrer sicheren Flugeigenschaften ebenso hervorragend geeignet für den Einsatz bei Flugschulen, als Reiseflugzeug oder die private Nutzung in der Freizeit-Fliegerei. (Informationen am Display II)
Alliance Aircraft kündigt neue Verkehrsflugzeuge an
Die 1999 auf dem Pease International Tradeport in New Hampshire gegründete Firma Alliance Aircraft Corporation hat auf der ILA die Entwicklung und den Bau einer neuen Familie von Regionalflugzeugen angekündigt. Zunächst soll der Starliner 200 mit einer Kapazität von 70 Sitzen im Jahre 2002 erstmals an den Start gehen, gefolgt von Starliner 300 mit 90 Sitzen. Die Flugzeuge sollen mit Triebwerken von Rolls-Royce Deutschland aus Dahlewitz ausgerüstet werden. Das Konzept sieht zweistrahlige Flugzeuge mit den Triebwerken unter den Flächen vor. Gesteuert werden sollen die Flugzeuge im Fly-By-Wire-System. Sie sollen auf Regionalflughäfen operieren können und bis auf zwölf Kilometer Höhe steigen. Den Passagieren soll ein besserer Komfort geboten werden als in älteren Regionalmaschinen. Die Experten der Alliance Aircraft erwarten, dass in der Kategorie der Flugzeuge zwischen 70 und 90 Sitzen bis 2018 ein Bedarf von rund 9000 Maschinen weltweit besteht. Das Unternehmen prüft zudem die Möglichkeit, auch auf den Markt der Regionalflugzeuge mit einer Kapazität von 30 bis 50 Sitzen zu stoßen. Diese Flugzeuge werden, wenn sie gebaut werden sollten, Komponenten der Starliner aufweisen, was den Fluggesellschaften die Möglichkeit einheitlicher Pilotenschulung und Ersatzteilhaltung erschließen würde.
Steigende Nachfrage für Geschäftsreiseflugzeuge erwartet
Das amerikanische Unternehmen Teal Group, das Analysen für die Luftfahrt erstellt, hat auf der ILA eine Prognose veröffentlicht, die für die Jahre bis 2009 weltweit einen Be-darf von 6 437 Flugzeugen in der Kategorie der Geschäftsreiseflugzeuge voraussagt. Dies bedeutet Investitionen von 78,3 Milliarden Dollar für diese Maschinen. Weiter heißt es, der Markt für Geschäftsreiseflugzeuge sei inzwischen so umfangreich wie der Bedarf an Kampfflugzeugen. Wie stark das Interesse an Geschäftsreiseflugzeugen steigen wer-de, verdeutlichten allein schon die Zahlen der vergangenen zehn Jahre. In diesem Zeit-raum wurden 3 716 Geschäftsreiseflugzeuge ausgeliefert. (Halle 5, Stand 4-0.2)
Internationale Zusammenarbeit im Weltraum
15 Nationen beteiligen sich an dem wohl ehrgeizigsten Technologieprojekt der Menschheitsgeschichte: die Internationale Raumstation - ISS. Die permanent bemannte Raumstation in der Erdumlaufbahn soll Arbeiten in der Schwerelosigkeit ermöglichen. Seit 1998 kreisen die beiden Module ZARYA und UNITY der ISS um die Erde. Für den 8. Juli 2000 ist der Start des russischen Service-Moduls SVEZDA geplant. Damit wird die ISS bewohnbar und die ersten Astronauten sollen noch in diesem Jahr mit ihrer Arbeit auf der ISS beginnen. Als Modell ist die komplette Station in der Raumfahrthalle 2 zu besichtigen.
Im Vordergrund der deutschen Interessen stehen das europäische Forschungslabor Columbus sowie die Nutzung der Außenplattform, die Platz für Beobachtungs- und Messinstrumente gibt. Columbus wird im Auftrag der ESA in Deutschland hergestellt. Mehr als 500 materialwissenschaftliche, medizinische, biologische und technologische Experimente sind in Columbus geplant. Die Arbeiten müssen sich durch ihre wissenschaftliche Exzellenz auszeichnen.
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