Psychische Belastungen in der Pandemie
Hilfe in Zeiten der sozialen und räumlichen Isolation finden
München (ots)
Abstand halten und soziale Kontakte reduzieren - aus epidemiologischer Sicht wichtige Maßnahmen, um die Übertragungswege des COVID-19-Virus einzudämmen. Die Nebenwirkungen für den Menschen als soziales Wesen schlagen dabei aufs Gemüt, gerade bei länger anhaltendem Lockdown und bei psychisch kranken Menschen. In unserem Dossier auf therapie.de gibt es Tipps und Hilfestellungen, um der Einsamkeitsfalle zu entgehen und mit der Situation besser umzugehen.
Menschen reagieren unterschiedlich auf neue ungewohnte Situationen. Dies gilt auch für den Lockdown, das kontrollierte Herunterfahren des öffentlichen Lebens. Ob Menschen eine Reaktion als angemessen erachten und wie sie damit umgehen, hängt von vielen Faktoren ab. Viele erleben Wutgefühle, Angst, Unruhe, emotionale Erschöpfung, Reizbarkeit und Schlafstörungen, bereits bei kurz andauernden Zeitfenstern. Die negativen Folgen resultieren oftmals aus dem Gefühl heraus, nicht selbstbestimmt handeln zu können und Unsicherheit über einen längeren Zeitraum hinweg zu spüren. Der Sozialpsychologe Mario Gollwitzer setzt diese chronische Unsicherheit mit psychologischer Folter gleich. Umfragen ergeben, dass die Dauer der Einschränkung wichtiger sei als deren Intensität.
Für viele Menschen stellen die Maßnahmen, die im Rahmen der Corona-Pandemie getroffen wurden, eine große Belastung dar, auch wenn sie noch so sinnvoll sind. Für Menschen mit bestehenden oder latenten psychischen Erkrankungen verstärkt die "Epidemie der Isolation" ihre Belastungssymptome. So verlassen Angstpatienten aus Furcht vor Infektion ihre eigenen vier Wände kaum. Der Weg zum Arzt oder Psychotherapeut bleibt aus. Die vermeintliche Entlastung depressiver Menschen zu Hause bleiben zu dürfen, wandelt sich perspektivisch in ein Empfinden von Strukturlosigkeit. Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen sind am meisten gefährdet. Sie kompensieren soziale und räumliche Einsamkeit durch den Griff zu illegalen Substanzen und anderen ungesunden Ablenkungen wie tagelanges Videospielen.
Die jüngst veröffentliche COPSY-Studie des Hamburger Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) belegt, dass sich der aus virologischer Sicht unternommene Dauerisolationszustand nun auch gegen das kindliche Wohlbefinden richtet. Seit Ausbruch der Pandemie zeige fast jedes dritte, bislang psychisch gesunde, Kind Auffälligkeiten. Gerade für Menschen mit psychisch kranken Kindern bedeutet die Schließung von Einrichtungen oder die schwierige psychosoziale Versorgung einen massiven Einschnitt ins Leben und eine drastische Reduzierung ihrer Lebensqualität.
Psychotherapie in Zeiten von Corona und Lockdown
Die Corona-Krise trifft auch belastbare und grundsätzlich gesunde Menschen. Wer sich von der aktuellen Situation stark belastet fühlt, kann sich in psychotherapeutische Akutbehandlung begeben. Diese Kurzbehandlung dient vornehmlich dazu, akute Krisen besser bewältigen zu können. Hierzu bedarf es keiner Genehmigung der Krankenkasse, was den Beginn vereinfacht.
Mit der Verschärfung der Kontaktbeschränkungen während der COVID-19-Pandemie stieg die Zahl der Anfragen nach psychotherapeutischer Beratung und Betreuung. Um möglichst vielen Menschen Zugang zu ermöglichen, sind die Begrenzungen für Videosprechstunden vorerst aufgehoben (Stand: Februar 2021). Viele Psychotherapeuten bieten nun eine Mischung aus Präsenstherapie und Videotelefonie an.
Soforthilfen für verschiedene Personengruppen
Bei schwach ausgeprägten Symptomen können Entspannungsverfahren und Meditationsübungen helfen, positiver durch den Alltag zu kommen. Die Krankenkassen bezuschussen Online-Kurse. Zielgruppenspezifische und kostenfreie telefonische Hotlines und Online-Plattformen ermöglichen einen unterstützenden und aufbauenden Austausch mit wohlmeinenden neutralen Personen bei akutem Gesprächsbedarf. Die Kontaktinformationen können Sie dem Dossier entnehmen unter den jeweiligen Abschnitten Soforthilfe für Kinder und Jugendliche, Soforthilfe für Erwachsene und Soforthilfe für Frauen.
Pressekontakt:
Pressesprecherin:
Ulrike Propach
Kommunikationsmanagement
Tel. 08342 - 91 83 471
Mobil 0178 - 41 55 391
presse@therapie.de
Ansprechpartner therapie.de:
"pro psychotherapie e.V."
Dipl.-Psych. Fritz Propach
Landwehrstr. 35
80336 München
Tel. 089 - 72 99 75 36
psyche@therapie.de
www.therapie.de
Original content of: pro psychotherapie e.V., transmitted by news aktuell