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Wechselbad der Gefühle beim diesjährigen Ausblick auf die Telecom Trends 2006

Düsseldorf (ots)

Verhaltener Optimismus, Besorgnis und Euphorie
Es war wie die Ruhe vor dem Sturm. Festnetz- und 
Mobilfunk-Anbieter, Ausrüster und Serviceanbieter bereiten sich mit 
viel Skepsis auf den sich abzeichnenden Big Bang im TK-Markt vor. 
Internettechnik untergräbt derzeit die klassischen Anbieterstrukturen
und lässt viele Anbieter nervös agieren. Während einige Player, allen
voran die Mobilfunker, mit einer Submarkenstrategie für IP-, Netz- 
und Trend-affine Klientel wenigstens in die richtige Richtung laufen,
wirken die neuen Versprechungen mancher Ausrüster, insbesondere die 
in Richtung IP Multimedia Subsystem (IMS), wie ein Stoßgebet in den 
Telco-Himmel, Allmighty möge doch bitte den Kunden wieder neuen 
Glauben geben.
Ohne Zweifel müssen unterschiedliche Zugangsnetze, IT-Systeme und 
Applikationen möglichst rasch auf eine einheitliche, integrierende 
Plattform gebracht werden. Aber wie es scheint, sind es diesmal die 
innovativen Geschäftsideen und nicht innovative Technologien, die das
netzbasierte Business der Zukunft treiben. Und das hat ganz 
erhebliche Auswirkungen auf liebgewonnene Vertriebsgewohnheiten. 
Plötzlich verdienen Unternehmen wie Google, Amazon oder Ebay sehr 
viel Geld mit selbst zusammengestellter Standard-Technik, und 
besitzen dann auch noch die Stirn, wie Ebay mit Skype in die Reviere 
der TK-Platzhirsche vorzustoßen.
Daraus resultierende Unsicherheit, zumindest eine abwartende 
Haltung schlägt sich sowohl bei den Anbietern, als auch bei den 
Konsumenten nieder. Was der Branchenverband Bitkom zum Jahresende 
2005 verlautbarte, einen insgesamt zuversichtlichen Start der 
ITK-Industrie in das Jahr 2006 mit einer Wachstumsprognose von 2,4 
Prozent, das wurde auf der diesjährigen zehnten 
Euroforum-Jahrestagung Telecom Trends am 18. und 19. Januar in 
Düsseldorf vom TK-Marktexperten Torsten J. Gerpott gleich wieder 
vorsichtig relativiert:  "Für 2006 ist aufgrund des anhaltenden 
Preiswettbewerbs und der Annäherung an Nachfragesättigungsgrenzen in 
Teilmärkten mit einer Halbierung der Wachstumsrate des Vorjahres (3 
%) zu rechnen.
"Nach der Novelle ist vor der Novelle" - Regulierung bleibt 
problematisch
Wie schwierig die Marktlage ist, beschreib auch Friedhelm 
Dommermuth von der Bonner Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, 
Telekommunikation, Post und Eisenbahn (ehemals Regulierungsbehörde 
für Telekommunikation und Post, RegTP). Zwar beziffert seine Behörde 
den Anstieg der Umsatzerlöse im letzten Jahr um 4 %, muss aber auch 
einen Absatzschwund bei Festnetz-Verbindungsminuten testieren. Gründe
hierfür seien Heavy User, die auf Breitbad gehen und der sich 
festsetzende Trend, Festnetz- durch Mobilfunk-"Anschlüsse" zu 
substituieren. Hinzu komme die starke Tendenz zu Bündel- und 
Pauschal-Entgelten. Dies stelle außerdem ein Problem für Wettbewerber
dar, die im Vorleistungsbereich Miutenabhäng einkaufen müssten, aber 
nur Flatrates anbieten könnten
Die anstehenden Regulierungsentscheidungen konnte Dommermuth 
indessen nur kommentieren: Es müßten, "teilweise unter hohem 
materiellem Druck", eine Vielzahl von Einzelinteressen berücksichtigt
und ausserdem auf Abstimmung mit EU-Recht eingegangen werden. Dies 
führe nach wie vor zu Verzögerungen bei der Schaffung eindeutiger 
Rechtsrahmen. So sei  bei Markt 12, Bitstrom-Zugang, die 
Marktsondierung inzwischen abgeschlossen - jetzt müsse die Behörde 
prüfen. Ein Abschlusstermin wurde nicht genannt.
Immerhin sollen die geänderten Zuteilungsregeln für Voice over IP 
gegen Ende des ersten beziehungsweise gegen Anfang des 2. Quartals 
2006 veröffentlichet werden. Und die
Zusammenschaltung IP-basierter Netze, derzeit würden die 
Bewertungskriterien entwickelt, soll Ende dieses Jahres abgeschlossen
sein.
Neuer Player "Mango Mobile"
Einen Beweis dafür, wie attraktiv der TK-Markt für branchenfremde 
Unternehmen immer noch ist, lieferte in Düsseldorf der 
US-Handelsriese Walmart. Director Specialty Dirk Massen aus der 
Walmart Deutschland-Zentrale in Wuppertal stellte auf der 
Euroforum-Tagung das neue Shop-in-shop-Konzept des Walmart-Partners 
Facey vor. Facey, eigenen Angaben zufolge derzeit größter 
GSM-Provider in der Karibik, will hierzulande bis April dieses Jahres
alle 88 Superstores der Handelskette mit Handy-Shops aufpeppen. Unter
der Marke "Mango Mobile" sollen dort Handys und in Zukunft auch 
Mobilfunk- und Festnetzverträge von Fachpersonal verkauft werden. 
Walmart wolle seine Einkaufsmacht bei den Handyherstellern nutzen und
mit Tiefstpreisen an den Markt gehen. Für das Resale-Geschäft fänden 
derzeit  Gespräche mit allen großen hiesigen Netzbetreibern statt. 
Ergänzt werden solle das Angebot durch spezielle Handy-Stationen für 
Musik-Downloads oder die Möglichkeit, fehlende Speicherkapazitäten 
des Handys gleich im benachbarten Laden für Fotozubehör einzukaufen.
Raschid Karabek, bei BT Deutschland verantwortlich für den Bereich
Strategie und Geschäftsentwicklung, gab ein update zu den 
Fixed/Mobile-Convergence-Produkten "MobileXpress" und "Fusion" seines
Unternehmens. Fusion-Geräte sind nach wie vor nur in UK beziehbar. 
Inzwischen sei neben der ursprünglichen Bluetooth- auch eine 
WLAN-Variante mit guter Batterielaufzeit verfügbar. Als Teil eines 
Business-Angebots soll Fusion Karabek zufolge "schneller als man 
meint" auch hierzulande erhältlich sein. Für den BT-Manager ist die 
Frage nach dem Erfolg von VoIP bereits beantwortet: IP-Infrastruktur 
übernehme ohne Zweifel die Regie mit dem mittlerweile unisono 
erklärten Ziel, eine universelle, konsolidierte Infrastruktur 
bereitzustellen. Entsprechende Endgeräte, die nicht nur möglichst 
viele Netze, sondern auch möglichst viele Anwendungen beherrschen 
würden, seien in vielen Fällen bereits da oder zumindest kurzfristig 
verfügbar. Was fehle, seien Preismodelle, die neue Nutzerverhalten 
ermöglichen. Dabei mache es keinen Sinn, die Kreativität der Nutzer 
herauszufordern, beispielsweise indem sie über einen WLAN-Access im 
Hotel in Deutschland mittels Skype mit ihren Freunden in Fernost 
telefonieren.
IP Multimedia Subsystem (IMS) gilt als neue Wunderwaffe
Glaubt man den Ausrüstern, bahnt sich in der Telekommunikation 
keine Konsolidierung, sondern eine Produkt- und Service-Offensive an.
Spätestens ab der CeBIT 2006 könnten sich die Konsumenten auf eine 
Vielzahl neuer integrierter Kommunikationslösungen einstellen. Das 
Telefonieren auf Handy oder Festnetz werde mehr Zusatznutzen bieten, 
einfachere Übergänge zwischen den Netzen bieten und nicht zuletzt 
preiswerter werden. Kaspar Dütting, Marketingspezialist bei Alcatel 
SEL, setzte in Düsseldorf  IMS mit "Bequemlichkeit gegen Geld" 
gleich, stellte jedoch klar, dass größere Installationen erst ab 2007
zu erwarten seien. Bis dahin würden einzelne Teilbereiche realisiert.
Voraussetzung für die neue Dienste-Vielfalt sind Netze, auf denen 
es keine Rolle spielt, mit welchen Endgeräten man auf die zugreift, 
wer welche Inhalte einstellt und wann und wo sie der Kunde nutzt. Daß
das Internet-Protokoll dahinter steckt, ist klar. IP ist die 
Grundvoraussetzung dafür, daß Dienste-integrierende digitale 
Anwendungen möglich sind. Doch es muß noch etwas dazu kommen: das IP 
Multimedia Subsystem (IMS), eine Infrastruktur, die derzeit nahezu 
alle Netzbetreiber zusätzlich zur Umstellung auf IP einführen.
Weil sich die Lage am TK-Markt dramatisch zuspitzt, können die 
Carrier mit herkömmlichen Services - und die Ausrüster mit 
herkömmlicher Technik - nichts mehr verdienen, geschweige denn die 
hohen Wachstumsraten von früher erreichen.  Also müssen sie schnell 
und effektiv neue Dienste aufsetzen, mit denen die Kunden einfacher 
arbeiten, mehr Zusatznutzen erzielen können und weniger für die 
Einzeldienste zahlen. Nur damit, so das Kalkül der Anbieter, geben 
die Kunden unter dem Strich mehr aus, weil sie die preis- und 
nutzwertigeren Services häufiger in Anspruch nehmen. Detlev Knierim 
von Cisco ging in seiner Vision der telekommunikativen Zukunft mit 
IMS noch einen Schritt weiter: Anwendungen wie Backup, 
Verschlüsselung oder Firewall könnten direkt in die Infrastruktur 
abwandern, dafür hätten am Frontend andere Applikationen wie RFID, 
patch updates oder mobile email Platz. Das IMS bringe damit eine neue
Architektur für "Service Exchange". In Zukunft würden beispielsweise 
Versand-Dokumente selbständig erkennen, in welche Richtungen sie 
weiterlaufen müssen, je nach aufgesetztem Workflow.
IP-TV wird als Marktöffner gehandelt
In der Podiumsdiskussion gegen Ende des zweiten Konferenztages 
diskutierten Jochen Krauss vom Lastmile-Ausrüster Keymiles, 
Cisco-Produktmanager Detlev Knierim und Norbert Günther, Vice 
President Sales Support Fixed Networks bei Alcatel SEL die Chancen 
und Potentiale von zukünftigen Zugangsnetzen.
Norbert Günther forderte vor allem Geschwindigkeit: "Das schnelle 
Netz sollte jetzt endlich mal kommen, die schnellen Anwendungen haben
wir, neue, sehr nützliche wie lukrative Applikationen stehen am 
Start." Durch Interaktive TV-Anwendungen erwartet Günther eine 
"Revolution im Bereich Consumer Electronics" - allerdings erst, wenn 
sich auch in Deutschland wieder mehr Mut durchsetze. Dominierende 
Provider und demzufolge dominierende Technik hätten uns hierzulande 
in eine gewisse Lethargie versetzt, die jetzt erst langsam aufbreche.
Jochen Krauss bemängelte, dass auch die Telekom im Zugangsnetz 
noch nicht komplett multicast-fähig sei. Das Unternehmen baue zwar 
mit Hochdruck aus, stehe aber mit dem Termin Mitte des Jahres, dem 
Beginn der Fußball-WM, zu der interaktive Bezahldienste über IP-Netze
gelauncht werden sollen, enorm unter Druck. Insofern, so Günther in 
Richtung Regulierer und die Diskussion um den post-monopolistischen 
VDSL-Ausbau, wäre ein deutlicheres politisches Signal für höhere 
Bandbreite wünschenswert gewesen!
Detlev Knierim empfahl, den IPTV-Nutzer sofort, massiv und 
intensiv ansprechen. Dieser schlafe hierzulande noch tief und fest. 
Treiber für breitbandige Netze sei TV auf dem Handy, welches eine 
ähnliche Entwicklung haben werde wie seinerzeit das Fotohandy: "In 
1-2 Jahren werden wir viele Applikationen und größere Displays 
haben."
Insgesamt, da waren sich Referenten wie Teilnehmer einig, werde 
2006 das Jahr der Durchbruchs breitbandiger, interaktiver und 
multimedialer Dienste werden, auf dem Festnetz wie im Mobilfunk. Ob 
es in diesem Jahr tatsächlich zu einem Big Bang durch neue Anbieter 
wie Ebay/Skype oder Google kommt, bleibt abzuwarten. Dass aber 
IP-isierung der Netze und dadurch möglich werdende neue 
Dienstevielfalt dem Markt ordentlich durcheinander wirbeln und neue 
Player plötzlich ganz weit oben schwimmen, gilt als sicher.

Rückfragen bitte an:

EUROFORUM Deutschland GmbH
Pressereferentin
Jacqueline Jagusch M.A. phil.
Telefon: +49 (0) 211/ 9686-3381
Fax: +49 (0) 211/ 9686-4381
jacqueline.jagusch@euroforum.com

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