Neue Herausforderungen bei der Behandlung von HIV-Infektionen stehen im Mittelpunkt eines wissenschaftlichen Symposiums
Sorrent, Italien (ots)
Studien untersuchen Möglichkeiten zur Verminderung von Nebenwirkungen & zum Medikamentenwechsel
Führende Wissenschaftler auf dem Sektor HIV Forschung teilten diese Woche den Fortschritt bei der Behandlung von HIV und neue Erkenntnisse über das wirksame anti-HIV Medikament VIRAMUNE(r) (Nevirapine) und das experimentelle anti-HIV Medikament Tipranavir mit mehr als 500 internationalen Ärzten. VIRAMUNE, ein nicht aus Nukleosiden bestehender Inhibitor der Reversen Transkriptase (NNRTI), wird häufig in Kombination mit anderen antiretroviralen Substanzen zur Behandlung einer HIV-1 Infektion verwendet. Tiprinavir, das sich derzeit in der Phase III der klinischen Entwicklung befindet, ist das erste einer neuen Klasse von antiretroviralen Medikamenten; es handelt sich dabei um einen nicht aus Peptiden bestehenden Proteaseinhibitor (NPPI). Unter den Schlüsseldaten, die bei dem in dieser Woche stattfindenden Symposium vorgestellt wurden, sind zwei Studien, die Verbesserungen der Lipidprofile bei mit dem NNRTI VIRAMUNE behandelten Patienten zeigen.
"Durch die neuen klinischen Erkenntnisse, die heute vorgestellt wurden, erhalten die Ärzte Informationen darüber, wie sie einigen der herausforderndsten Aspekte der Behandlung von HIV/AIDS begegnen können, darunter dem Management der Langzeitnebenwirkungen und der Lebensqualität der Patienten," sagte David Cooper, M.D., Professor für Medizin und Direktor des National Centre in HIV Epidemiology and Clinical Research in Sydney. Dr. Cooper ist einer der Vorsitzenden des Symposiums, "Neue Gesichtspunkte des Management von HIV Infektionen".
Diese neuen Daten sind deshalb interessant, weil die Mittel zur Behandlung einer HIV-Infektion, darunter Proteaseinhibitoren (PIs), bei den HIV-infizierten Patienten mit gegenteiligen Nebenwirkungen für das Lipidprofil und mit anormaler Verteilung des Körperfetts verbunden sind. Der Langzeiteffekt auf den Lipidstoffwechsel ist nicht ganz geklärt, aber es besteht Grund zur Annahme, dass es zu einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität kommt.
Atlantic-Substudie entdeckt Unterschiede im Lipoproteinprofil
Dr. Peter Reiss vom Academic Medical Centre/International Antiviral Therapy Evaluation Centre in Amsterdam präsentierte vorläufige Ergebnisse aus der Fat Redistribution and Metabolic Sub-Studie (FRAMS)der Atlantic Studie. Es wurde beobachtet, dass Patienten, die eine anti-HIV Medikation mit VIRAMUNE und zwei Nukleosidanaloga erhielten, nach einer Behandlungsdauer von 24 Wochen ein verbessertes Lipoproteinprofil aufwiesen. Dies war nicht der Fall bei Patienten, die mit dem PI Indinavir oder dem Nukleosidanalog 3TC plus zwei Nukleosidanaloga behandelt wurden.
"Das Risiko für eine Koronararterienerkrankung unter Behandlung mit Proteaseinhibitoren bleibt bestehen, und wird, abgesehen von einer Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten, durch viele Faktoren beeinflusst, darunter durch Ernährung, Sport, Rauchen und familiäre Anlagen. Es ist jedoch dokumentiert worden, dass Proteaseinhibitoren enthaltende Medikamente mit einem erhöhten Spiegel an LDL-Cholesterol und Triglyzeriden verbunden sind, was für die Patienten ein erhöhtes Risiko für Arteriosklerose bedeutet," sagte Peter Reiss, MD, vom Academic Medical Center/International Antiviral Therapy Evaluation Centre in Amsterdam. "Während es zu früh ist, eine Aussage darüber zu treffen, wie sich die Ergebnisse mit VIRAMUNE auf die klinische Praxis auswirken werden, sind wir dennoch beeindruckt von den Möglichkeiten und erwarten gespannt die weiteren, langfristigen Forschungsergebnisse aus dieser und anderen Studien."
Das primäre Ziel dieser Substudie war die Beurteilung der möglichen Unterschiede zwischen den drei Behandlungsstrategien in Bezug auf das Lipoproteinprofil. Diese Analyse wurde an 114 repräsentativen Patienten aus den insgesamt 298 Teilnehmern der Atlantic Studie durchgeführt. Die drei Arme der Atlantic Studie bestehen aus d4T und ddI, entweder kombiniert mit VIRAMUNE, Indinavir oder 3TC.
Forscher bestimmten das Lipoproteinprofil in Plasmaproben, die zu Beginn der Behandlung, sowie nach 6 und nach 24 Wochen prospektiv gesammelt und aufbewahrt wurden. Nach 24 Wochen ergab sich bei den Patienten im VIRAMUNE Arm ein Anstieg von 38 % des HDL Cholesterolspiegels (High-density Lipoprotein oder "gutes" Cholesterol) und eines Senkung des Verhältnisses von Gesamtcholesterol zu HDL-Cholesterol. Der Anstieg des Spiegels an HDL-Cholesterol, LpA1 und apoA1 war signifikant größer als in den beiden anderen Studienarmen. Nur im VIRAMUNE Arm stiegen außerdem die HDL-Partikelgröße und die Konzentration des large HDL-Cholesterol an.
"Das Verhältnis zwischen Gesamtcholesterol und HDL Cholesterol gilt als bester Hinweis für spätere Erkrankungen der Koronararterien. Vorausgesetzt, sie bleibt über einen längeren Zeitraum bestehen, so könnte die signifikante Verringerung dieses Verhältnisses bei den mit VIRAMUNE behandelten Patienten einen entscheidenden Vorteil darstellen," sagte Dr. Reiss.
Spanische Studie: Patienten, die zu VIRAMUNE wechselten, zeigen verbessertes Lipidprofil
Dr. Bonaventura Clotet vom Hospital Universitari Germans Trias i Pujol in Barcelona stellte Ergebnisse aus einer Studie vor, die ebenfalls die Veränderungen des Lipidprofils bei HIV/AIDS-Patienten untersuchte. Innerhalb der 12 Monate dauernden Beobachtungszeit, fiel der durchschnittliche Spiegel an Gesamt- und LDL-Cholesterol, sowie der Triglyzeridspiegel bei den mit VIRAMUNE behandelten Patienten signifikant ab und blieb bei den anderen beiden Gruppen unverändert. Bei der Studie handelte es sich um eine randomisierte, prospektive, open-label Studie, in der Patienten unter PI-Behandlung diese Therapie entweder beibehielten oder zu einem Mittel wechselten, das die NNRTIs VIRAMUNE oder Efavirenz enthielt. Die Patienten wurden entweder in eine Gruppe randomisiert, die ihre PI Behandlung beibehielt (n=26), oder in eine Gruppe, die zu VIRAMUNE wechselte (n=26) oder in eine Gruppe, die zu Efavirenz (n=25) wechselte. Alle drei Behandlungsformen bewirkten eine andauernde Suppression der HIV-1 Replikation: mehr als 90 % der Patienten aller drei Arme wiesen nach 12 Monaten (nach der Medikamentenumstellung) Plasmavirusmengen von <80 Kopien/mL auf. In allen drei Armen ergaben sich außerdem ähnliche immunologische Reaktionen.
"Die Verbesserung der Lipidprofile, wie sie in den Patienten beobachtet wurden, die von einem PI auf VIRAMUNE umstellten, ist möglicherweise klinisch vorteilhaft, da die Risikofaktoren für eine Koronararterienerkrankung bei HIV-1 Patienten unter langfristiger antiretroviraler Therapie dadurch reduziert werden," sagte Dr. Clotet.
Die an der Studie teilnehmenden Patienten wurden außerdem gebeten, einen Fragebogen über ihre Lebensqualität auszufüllen. Im Vergleich zu Patienten, die weiterhin mit einem PI behandelt wurden, berichteten die Patienten, die auf ein NNRTI umgestellt wurden, eine "signifikante Verbesserung" ihrer Lebensqualität. Die am häufigsten genannten Gründe dafür waren die Vereinfachung der Medikation und weniger Nebenwirkungen.
Die Medikation wurde im Allgemeinen gut toleriert. Ein Patient brach die Therapie mit VIRAMUNE aufgrund von Lebertoxizität ab. Der hauptsächliche Effekt bei Patienten unter Efavirenztherapie waren Nebenwirkungen in Bezug auf das ZNS; drei Patienten brachen die Behandlung aus diesem Grund ab. Zwei Patienten im PI Arm brachen die Therapie wegen Durchfall und Nierentoxizität (Nephrolithiasis) ab.
Tipranavir: Eine neue Klasse von nicht aus Peptiden bestehenden Proteaseinhibitoren
Ein Repräsentant von Boehringer Ingelheim berichtete von neuesten Ergebnissen der sich in Phase II befindenden klinischen Entwicklung von Tipranavir, einem nicht aus Peptiden bestehenden Proteaseinhibitor (NPPI). Tipranavir hat eine unterschiedliche chemische Struktur im Vergleich zu derzeit erhältlichen PIs. Der Wirkstoff zeigt wirksame in vitro Aktivität gegen Klinik- und Laborisolate von HIV-1, einschließlich der Stämme, die gegen die derzeitigen PIs resistent sind.** In einer von Virco, Inc., durchgeführten Studie, sprachen 90% von 150 Isolaten mit multipler PI-Resistenz auf Tipranavir an. Es wurden Ergebnisse aus mehreren Studien präsentiert, in denen Tipranavir an HIV-positiven Personen getestet wurde. Weitere klinische Studien über diesen neuartigen NPPI werden die Rolle von Tipranavir im Kampf gegen HIV beleuchten.
VIRAMUNE
VIRAMUNE, das erste zugelassene Mittel der NNRTI Klasse von Anti-HIV Medikamenten, ist für die Verwendung mit anderen antiretroviralen Mitteln zur Behandlung von HIV-1 Infektionen indiziert. Diese Indikation basiert auf der Analyse der Veränderungen von Ersatzendpunkten, wie beispielsweise die Virusmenge oder Veränderungen in der Anzahl der CD4+-T-Zellen. VIRAMUNE sollte jeweils in Kombination mit anderen antiretroviralen Mitteln verabreicht werden.
Die am häufigsten mit VIRAMUNE assoziierten klinisch bedeutenden Nebenwirkungen sind Ausschläge (16 %) und Leberschäden. Häufig werden auch Fieber, Übelkeit und Kopfschmerzen berichtet. Es wurden Fälle von Hypersensitivität berichtet. In Patienten, die mit VIRAMUNE behandelt wurden, kam es ferner zu schweren und lebensbedrohlichen Hautreaktionen und Lebertoxizität, die in einigen Fällen tödlich verliefen.
VIRAMUNE ist ein Produkt der Forschung von Boehringer Ingelheim Pharmaceuticals, Inc., einem Unternehmen der Boehringer Ingelheim Unternehmensgruppe. VIRAMUNE wird weltweit durch Boehringer Ingelheim vermarktet. Boehringer Ingelheim erwarb kürzlich die weltweiten Vermarktungsrechte für einen experimentellen Proteaseinhibitor, Tipranavir.
Mehr Information über Boehringer Ingelheim oder VIRAMUNE gibt es im Internet unter http://www.boehringer-ingelheim.com.
* In dieser Pressemitteilung vorkommende, antiretrovirale Medikamente: d4T (Zerita, Stavudine), ddI (Videxa, Didanosine), Bristol-Myers Squibb; Indinavir (Crixivana), Merck & Co; 3TC (Epivira, Lamivudine), GlaxoSmith Kline, Efavirenz (Sustiva(TM)), DuPont.
** Unzureichende Daten verfügbar für Amprenavir (Agenerase(TM), (GlaxoSmith Kline) und Lopinavir/Ritonavir (Kaletra(TM), Abbott Laboratories, Inc.)
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