3. Internationales DEKRA Symposium "Passive Sicherheit des
Nutzfahrzeuges"
EU fordert: Zahl der Unfalltoten halbieren
Neumünster (ots)
DEKRA Vorstand Große-Vehne: Ehrgeizige Ziele der EU unterstützen
Der Schutz der Fahrer von Liefer- und Lastkraftwagen und der anderen, meist schwächeren Beteiligten an Nutzfahrzeugunfällen stand im Mittelpunkt des 3. Internationalen DEKRA Symposiums "Passive Sicherheit des Nutzfahrzeuges" am 17. und 18. Oktober in Neumünster (Schleswig-Holstein). Rund 120 Nutzfahrzeugexperten aus 17 Ländern Europas, Asiens, der USA und Australien diskutierten in sechs Sessions mit 20 hochkarätigen Referaten über den aktuellen Stand der passiven Sicherheit von Güterkraftfahrzeugen.
Einen Themenschwerpunkt bildete die Sicherheit von Transportern, die praktisch mit einem live auf der DEKRA Versuchsanlage in Neumünster demonstrierten Crashtest dargestellt wurde. Diskutiert wurde auch die Frage, wie die bestehenden technischen Vorschriften zur Insassensicherheit heute noch zeitgemäß sind oder dem inzwischen weit fortgeschrittenen Stand der Technik besser angepasst werden müssen.
Mit dem Weißbuch 'Die Europäische Verkehrspolitik bis 2010: Weichenstellungen für die Zukunft' hat die EU Kommission im September 2001 ein ambitioniertes Ziel vorgegeben: Halbierung der Zahl der Unfalltoten in den Ländern der Europäischen Union von 41.000 im Jahr 2001 auf 20.000 im Jahr 2010. Zu Beginn der 90er Jahre ging die Zahl der Verkehrstoten auf den Straßen Europas spürbar zurück, doch inzwischen hat sich diese Tendenz wieder verlangsamt. Der Tribut, den die Europäer für ihre Mobilität bezahlen, ist nach Ansicht der Experten immer noch zu hoch. Im Jahr 2000 wurden 1,7 Millionen Menschen im Straßenverkehr verletzt. Der volkswirtschaftliche Schaden beläuft sich auf 45 Milliarden Euro im Jahr.
An rund 6.000 Unfällen mit Getöteten (16,3 %) in Europa sind Lastkraftwagen ab 3,5 Tonnen beteiligt. "Wir wollen dazu beitragen, die ehrgeizigen Ziele der Europäischen Kommission auf dem Gebiet der Verkehrssicherheit zu verwirklichen", sagte Klemens Große-Vehne, Vorstand der DEKRA AG. Nach Auswertungen der DEKRA Unfallforschung würde sich bei Umsetzung der EU-Ziele in Deutschland die Zahl der getöteten Fahrer und Mitfahrer in Güterkraftfahrzeugen von 279 im Jahr 2000 auf 140 im Jahr 2010 verringern, bei den anderen Beteiligten wie Pkw-, Zweiradfahrern und Fußgängern von 1.417 auf 709. Die Zahlen der amtlichen Statistik für das Jahr 2001 liegen hier bereits im Trend. Die Betrachtung gilt für Güterkraftfahrzeuge aller Gewichtsklassen, schließt also auch Transporter ein.
Die Staaten der EU stehen Gemeinschaftsmaßnahmen sehr zurückhaltend gegenüberstehen, die in nationales Recht übernommen werden müssen. Daher fördert die EU-Kommission bis zum Jahr 2005 bereits bestehende nationale Maßnahmen, die nachweislich die Verkehrssicherheit in den jeweiligen Ländern verbessert haben, sogenannte 'vorbildliche Methoden'. "Hierzu gehört auch die Pflicht zum Anlegen von Sicherheitsgurten im Lkw, die in Deutschland bereits seit 1992 gilt", erläutert Große-Vehne.
Die beiden ersten internationalen DEKRA Symposien "Passive Sicherheit des Nutzfahrzeuges" in den Jahren 1998 und 2000 hatten dieses Thema bereits aufgegriffen. Dies mündete in eine breit angelegte Sicherheitsaktion zum Angurten im Lkw, die der Deutschen Verkehrsicherheitsrat und Partner auf der 59. IAA Nutzfahrzeuge in Hannover startete: DEKRA wird die Aktion 'Hat's geklickt?' mit Veranstaltungen in ganz Deutschland unterstützen und sich für deren Ausweitung auf Europa einsetzen.
Beim Symposium vor zwei Jahren bildete der Frontunterfahrschutz am Lkw einen der Schwerpunkte. Er wird voraussichtlich im Jahr 2003 zur Pflicht werden. "Nach diesen Fortschritten ist es Aufgabe der Unfallforschung, die vorliegenden Sicherheitskonzepte weiterzuentwickeln, damit die in den Vorschriften verankerten Mindeststandards der Nutzfahrzeugsicherheit zusammen mit den Herstellern weiter verbessert werden können", betont F. Alexander Berg, Leiter der DEKRA-Unfallforschung. "Um einerseits die Optimierungspotenziale auszuloten und andererseits das technisch Machbare unter dem Aspekt von Nutzen und Aufwand zu analysieren, gilt es, nicht nur Statistiken zu analysieren, sondern das Unfallgeschehen der schweren und leichten Lkw verstärkt in Einzelfallanalysen zu untersuchen."
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