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RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: SPD-Urwahl

Heidelberg (ots)

Der gewundene Verlauf jener Urwahl-debatte, die
der SPD von außen - und in unguter Absicht  - auf's Auge gedrückt 
wurde, verleitet zu einem literarischen  Griff unter die Gürtellinie:
"Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets 
bei wen'gen nur gewesen." Dass dieser Satz nicht aus dem Handbuch der
Basisdemokratie, sondern  aus Schillers Demetrius-Fragment stammt, 
ist unerheblich. Die SPD-Spitze fühlt im Moment genau  so.   Seit dem
Urwahl-Trauma von 1993, das mit Rudolf Scharping den ungeeignetesten 
Mann nach oben spülte,  hat dieses Satzungsinstrument seine Unschuld 
verloren. Zumal es  damals  darum ging, Schröder zu verhindern. Nur 
deshalb hat auch die  Spaß-Kandidatin Wieczorek-Zeul kandidiert. 
Hinter der Intrige  lauerte bereits Lafontaines Machtanspruch, der 
1995 beim Mannheimer Putsch gegen das wandelnde politische 
Schlafmittel Scharping durchbrach.
Auch diesmal soll nicht gewählt, sondern ein möglicher 
Kanzlerkandidat verhindert werden. Der Vorstoß richtet sich  gegen 
Kurt Beck. Er hat die Verantwortung für den Zustand der SPD und auch 
das erste Zugriffsrecht. Das ist auch gut so. Wenn er  fair wäre, 
schlüge  er im Herbst sich selbst vor - um mit Anstand zu verlieren. 
Anstatt seinen Vize Steinmeier schon 2009 zu verheizen.

Pressekontakt:

Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
Telefon: +49 (06221) 519-0

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