RNZ: Sprechlosigkeit
Heidelberg (ots)
Von Alexander R. Wenisch Eine Studie bestätigt mit einem Wisch eine ganze Reihe von Vorurteilen: Über die Türken, die sich in Deutschland nicht integrieren, die parallel zur "Mehrheitskultur" in traditionellen Familienstrukturen leben wollen. Ihnen wird die Gruppe integrationswilliger Aussiedler gegenüber gestellt und man möchte sagen: Seht her, es geht - wenn man nur will. Doch wie jede Studie ist auch diese mit Vorsicht zu genießen. Denn erstens lässt sich in der Realität für jedes Klischee auch das passende Gegenbeispiel finden: Erfolgreiche Deutsche mit türkischen Wurzeln oder unangepasste russland-deutsche Jugendliche. Zweitens starten die beiden Gruppen mit unterschiedlichen Bedingungen. Während "Aussiedler" schon per Definition deutsche Volkszugehörigkeit und - viel wichtiger - Sprachkenntnisse vorweisen können müssen, ist dies bei den vielen ehemaligen türkischen Gastarbeitern und ihren Familien natürlich nicht der Fall. Es ist müßig, aber: Wäre der Erkenntnis, dass Sprache der Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe ist, schon in 80er Jahren entsprechende Politik gefolgt, das Problem mangelnder Integration würde sich heute so nicht stellen. Insofern zeigt die aktuelle Studie auch, wie viele politische Hausaufgaben in den zurückliegenden Jahrzehnten liegengeblieben sind. Und bis diese nachgeholt sind, werden noch einige Studien zu ähnlichen Ergebnissen kommen.
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