RNZ: Rhein-Neckar-zeitung, Heidelberg, zu: Papst
Heidelberg (ots)
Dieser Gang ins Canossa der modernen Mediengesellschaft mag dem Papst schwer gefallen sein. Aber seine Erklärung, die er gestern einer de facto wortlosen Generalaudienz hinterher schickte, war ein wichtiger und richtiger Schritt. Die Aufforderung an den Holocaust-Leugner Williamson, seine absurden Behauptungen zu widerrufen und gleichzeitig die Anforderung an die Piusbrüder, alle Ergebnisse des zweiten Vatikanums vollinhaltlich zu akzeptieren, hätte allerdings am Anfang des Prozesses zur Widereingliederung der Abtrünnigen in die Kirche stehen müssen. Das Eingeständnis, der Papst habe Williams Meinung zum Zeitpunkt der Aufhebung der Exkommunikation nicht gekannt, ist entweder eine gnädige Verharmlosung, oder lässt den Schluss zu, dass in der vatikanischen Hierarchie die Linke nicht weiß, was die Rechte tut. Denn Williams Umtriebe sind seit Jahren öffentlich bekannt. Und die Kirchen, die sich aktiv am politischen und gesellschaftlichen Diskurs beteiligen, müssen sich auch Kritik von außen gefallen lassen, wenn sie - wie hier - einen gesellschaftlichen Grundkonsens in dieser eklatanten Weise verletzen. Insofern war auch Angela Merkels Intervention hilfreich.
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