RNZ: Gute Miene - Kommentar zum deutsch-russischen Verhältnis Von Christian Altmeier
Heidelberg (ots)
Es fällt schwer, nur einen Tag nach der Ermordung der tschetschenischen Menschenrechtlerin Estemirowa gute Miene zum Besuch des russischen Präsidenten Medwedew zu machen. Allzu offensichtlich ist die Verwicklung staatlicher Stellen in das brutale Verbrechen - das wie so viele andere Gewalttaten gegen russische Oppositionelle wohl niemals aufgeklärt werden wird. Deutlicher hätte man den Gastgebern des deutsch-russischen Gipfels kaum vor Augen führen können, dass es keine lupenreinen Demokraten sind, mit denen man sich zu Verhandlungen zusammensetzt. Es ist daher begrüßenswert, dass Kanzlerin Merkel den Mord an Estemirowa zumindest offen angesprochen hat. Die Realpolitik streift derlei Bedenken jedoch nur kurz. Denn es gibt gute Gründe, die Beziehungen zu Russland zu intensivieren. Vor allem aus strategischer Sicht ist Moskau ein wichtiger Partner, ohne den die internationalen Konflikte - von Afghanistan über Nordkorea bis zum Iran - kaum zu lösen sind. Auch die wirtschaftliche Kooperation ist für beide Staaten von großer Bedeutung. Und nicht zuletzt lassen sich auch die Menschenrechtsfragen in Russland nicht durch Konfrontation mit den Machthabern in Moskau lösen - die sich dadurch vom Westen an den Pranger gestellt fühlen.
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