RNZ: Funke des Protests - Kommentar zu den Demonstrationen im Iran Von Christian Altmeier
Heidelberg (ots)
Das Kalkül des Regimes in Teheran, dass die Proteste nachlassen und irgendwann gänzlich zum Erliegen kommen, ging offensichtlich nicht auf. Zu groß ist der Unmut in weiten Teilen der Bevölkerung über den Wahlbetrug und der Hass auf Präsident Ahmadinedschad. Daher genügte bereits ein Funke - wie das regimekritische Freitagsgebet von Ex-Präsident Rafsandschani - um das Feuer des Protestes erneut zum Lodern zu bringen. Antworten die Mullahs mit noch härterer Repression, büßen sie weitere Legitimät ein. Dieser Teufelskreis könnte letztlich zum Sturz des Regimes führen. Allerdings fehlt der Opposition nach wie vor ein klares Ziel. In Rafsandschani hätte sie zwar sicherlich einen offensiveren Anführer, als Mussawi dies bislang war. Doch ist auch der frühere Präsident ein Teil des Systems, der keinesfalls den Gottestaat beseitigen will. Er betreibt lediglich den Abgang seines Erzfeindes Ahmadinedschad - den er wohl gerne beerben würde. Möglicherweise schielt er sogar auf den Posten des geistlichen Führers Khamenei, der einen Sturz seines Schützlings Ahmadinedschad wahrscheinlich ebenfalls nicht überstehen würde. Ob sich die Protestbewegung aber derart kanalisieren lässt - oder ob sie im Laufe der Zeit deutlich weitergehende Ziele entwickelt - wird sich erst noch zeigen.
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