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RNZ: Reflex - Kommentar zum S-Bahn-Mord in München und der Forderung nach mehr Überwachung und höheren Strafen.

Heidelberg (ots)

Von Alexander R. Wenisch
Keine Frage: Der Mord in der Münchner S-Bahn ist schlimm. Und 
tragisch. Weil das 50-jährige Opfer alles richtig gemacht hat. 
Zivilcourage gezeigt, Polizei gerufen, sich schützend vor die 
Jugendlichen gestellt. Der reflexhafte Aufschrei - mehr 
Videoüberwachung, härtere Jugendstrafen - eignet sich vielleicht für 
den Wahlkampf. Roland Koch lässt grüßen. Die Forderungen gehen aber 
an der Realität vorbei.
Erstens: Welcher Jugendliche, der zu solchen Gewaltexzessen bereit 
ist, ließe sich von der Drohung 15 Jahre Haft abhalten? Ihn 
beeindruckt ja auch die gegenwärtige Höchststrafe von 10 Jahren 
nicht. Allerdings muss sich die Justiz schon die Frage stellen, 
warum, wie im Münchner Fall, vorbestrafte Jugendliche nicht per 
staatlicher Sozialisierung abgefangen werden können. Zweitens: Mehr 
Videoüberwachung hätte den S-Bahn-Mord auch nicht verhindert. Die 
Polizei war ja bereits alarmiert - kam aber schlicht zu spät. Gerade 
dies zeigt, dass noch mehr Big-Brother-Augen an öffentlichen Plätzen 
lediglich eine Schein-Sicherheit vorgaukeln würden. Im Ernstfall 
könnten die Täter per Aufzeichnung zwar identifiziert werden. Die Tat
verhindert wäre damit nicht.
Was also hilft? Mehr Aufsichtspersonal in Zügen und auf der Straße. 
Und mehr Gewaltprävention in der Erziehung. Beides wirkt; 
Jugendgewalt ist in Deutschland seit Jahren rückläufig. München ist 
ein trauriger Extremfall.

Pressekontakt:

Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
Telefon: +49 (06221) 519-0

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