RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung, zu: Aschermittwoch
Heidelberg (ots)
Das alljährliche Ritual lebte einmal von der Brachialität der politischen Schmährede. Doch in dem Maße, wie die politischen Machtverhältnisse im Land, aber auch in Bayern selbst, komplizierter geworden, verliert auch der polemische Aschermittwoch seinen besonderen Unterhaltungswert. Der doppelte Koalitionspartner FDP hat der CSU in Passau sein Thema aufgezwungen, das weit in die Reihen der Konservativen hinein auf Zustimmung stößt. Seehofers bayrischer Folklore-Sozialismus kann sich dagegen nur mit Ironie und nicht ganz ernst zu nehmenden, antikapitalistischen Untertönen wehren. Aber es ist der Tag, an dem alle gegen alle antreten, mit Reden in die eigenen Parteien hinein. Eigentlich überflüssig, das Angela Merkel seit ein paar Jahren daheim in Mecklenburg-Vorpommern am Abend auch noch ihre Zensuren verteilt, nachdem alle anderen schon gepöbelt haben. Denn der ganze Klamauk kann eines nicht ersetzen: Mehr kluge Regierungskunst in Berlin.
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