RNZ: "Selbstherrlich" - Die Rhein-Neckar-Zeitung kommentiert Berlusconi
Heidelberg (ots)
"Diese schallende Ohrfeige musste zwangsläufig kommen. Doch Berlusconis Macht und seine Selbstherrlichkeit, sie kommen nicht von ungefähr."
Von Sören Sgries
Für den bislang mit einer gewissen Selbstherrlichkeit regierenden Silvio Berlusconi hagelt es derzeit eine herbe Niederlage nach der anderen. Zuerst die Kommunalwahlen Ende Mai und jetzt das: Gegen die Atomkraft, gegen das "Immunitätsgesetz" und gegen die Privatisierung der Wasserwerke sprachen sich die Wähler mit deutlichsten Mehrheiten aus. Projekte, die der "Cavaliere" durchsetzen wollte - und mit denen er offenlegte, dass er das Gespür für sein Volk verloren hat. Die Zeiten, in denen nur das Ausland den Kopf schüttelt, sind vorbei. Wusste Berlusconi bisher, wie er sich in der zerklüfteten politischen Landschaft Italiens als verlässliche Größe etablieren konnte, ungeachtet aller Skandale, so hat er jetzt sein Blatt überreizt. Die Wähler verzeihen ihm nicht mehr alles. Der Politik fehlt die Substanz, es bleibt der peinliche Alte, der sich in Sexaffären mit Minderjährigen verstrickt, den Rechtsstaat nach eigenem Gutdünken umformen will, kurz: der den Blick fürs rechte Maß verloren hat. Diese schallende Ohrfeige musste zwangsläufig kommen. Doch Berlusconis Macht und seine Selbstherrlichkeit, sie kommen nicht von ungefähr. Der Blick auf die Alternativen stimmt kaum zuversichtlich.
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