RNZ: Hoffnungslos - Kommentar zu Krawallen in London
Heidelberg (ots)
Die Bilder der Krawalle in London erinnern an einen Bürgerkrieg. In der Tat zieht sich ein tiefer Riss durch die britische Gesellschaft. Die Unterschiede sind allerdings nicht politischer sondern sozialer Natur. Während in der Londoner City Milliarden an den Finanzmärkten hin- und hergeschoben werden, dominieren in vielen Randbezirken der Stadt Armut und Arbeitslosigkeit. Hoffnung auf Besserung gibt es dort nicht. Die Jugendlichen sehen schon bei ihren Eltern, was ihnen bevorsteht: Ein Leben von staatlichen Transferleistungen - die immer weiter gekürzt werden. Die Wut und Perspektivlosigkeit finden nun ein Ventil in den Krawallen. Dennoch ist es keine Rebellion oder gar Revolution, die derzeit in London stattfindet. Denn die Gewalt dient nur dem Frustabbau und der persönlichen Bereicherung. Auf der "Wunschliste" der Plünderer stehen dabei vor allem Flachbildfernseher und Handys. Zudem verwüsten die Randalierer ihre eigenen Stadtteile - und treffen damit nicht etwa den Staat oder die Reichen, sondern ihre ebenso mittellosen Nachbarn. Mehr Polizei alleine wird die Lage aber höchstens kurzfristig beruhigen. Wenn die Regierung Cameron die sozialen Einschnitte weiter vorantreibt, dürfte dies zu einem wahren Flächenbrand führen. Dass dabei an der falschen Stelle "gespart" wird, zeigen die aktuellen Krawalle: Deren Schäden gehen schon jetzt weit in die Millionen.
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