RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) zu Frühverrentung aufgrund psychischer Überlastung.
Heidelberg (ots)
Sich fit machen für den Job: Der Trend zur Selbst-Optimierung ist schon seit Jahren zu beobachten. Ständig erreichbar, Krankheiten nicht auskurieren, auf Urlaub verzichten, abends länger im Büro, möglichst nicht "Nein" sagen. Der nächste Konkurrent ist der Kollege eine Tür weiter. Wer unter einem solchen Druck ranklotzt, der wird irgendwann an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit kommen. Jährlich geht das 75 000 Menschen so. Sie gehen wegen psychischer Überlastung vorzeitig in Rente. Das ist keine Marginalie. "Burnout" aber gleichzeitig achselzuckend als gesellschaftsfähig zu deklarieren, verhöhnt nicht nur die Menschen, die darunter leiden. Es verfestigt viel mehr das belastende Konkurrenz-System: Die einen sind fit und können mithalten, die anderen werden depressiv und gehen in Frührente. Pech gehabt!? Nein. Der Skandal ist, dass vom Job Überlastete keine ausreichende Hilfe bekommen. Weder vom Arbeitgeber noch von den Kassen. Die sogar statt Reha und Wiedereingliederung zu zahlen, die Frühverrentung forcieren - und so die finanzielle und soziale Verantwortung wieder dem Einzelnen überlassen. Höchste Zeit für ein Umdenken. Die seit Jahren steigenden Fallzahlen sind Warnung genug.
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