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Kölner Stadt-Anzeiger: Egon Bahr: Kein neuer Kalter Krieg

Köln (ots)

Der sozialdemokratische Außenpolitiker Egon Bahr
sieht trotz der jüngsten Spannungen um Georgien keinen neuen Kalten 
Krieg heraufziehen: "Wir sind in einem Machtkampf der Amerikaner und 
der Russen unter der Überschrift: ,Konfrontation oder Kooperation?'",
sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag-Ausgabe). "Was wir 
erleben, ist etwas ganz Neues. Man kann nicht mehr von Ideologien 
reden. Und wir haben keinen Krieg geführt, an dessen Ende das Dritte 
Reich zerschlagen worden ist. Das alles ist nicht vergleichbar." 
Allerdings bestehe die Gefahr, dass "die Atmosphäre der Kooperation 
zwischen Russland und dem Westen abgelöst wird von einer Atmosphäre 
der Konfrontation. Das wäre verheerend. Dies zu verhindern, muss 
oberstes Ziel deutscher Politik sein."
Bahr gab dem georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili die Schuld 
am Ausbruch des Krieges. Dieser habe "die seit vielen Jahren 
ein-gefrorene Szene durchbrochen und den Krieg angefangen. Er ist 
entweder abenteuerlustig oder handelt mit dem Einverständnis der USA.
Beides ist nicht sehr angenehm."  Darüber hinaus forderte er Georgien
und den Westen auf, sich von Abchasien und Südossetien zu 
verabschieden. "Wenn man das Prinzip Kosovo anwendet, dann kann man 
nicht leugnen, dass Südossetien und Abchasien dieselben Rechte in 
Anspruch nehmen wollen, diesmal mit Hilfe der Russen, die im Kosovo 
angewendet worden sind, damals mit Hilfe Amerikas und der EU." Der 
Sozialdemokrat nannte es "selbstverständlich, dass Russland seine 
Interessen in diesem Raum nicht aufgegeben hat. Die haben ja eine 
,Gemeinschaft Unabhängiger Staaten' gegründet. Da ist Georgien drin 
gewesen - bis vorgestern, als es einseitig ausgetreten ist. Ich kann 
doch den Russen nicht übel nehmen, dass sie ihre seit langer Zeit 
vorherrschenden Interessen vertreten, und muss fragen: Seit wann hat 
eigentlich Amerika Interessen im Kaukasus? Das ist eine Machtfrage. 
Und dass ein Mann wie Saakaschwili womöglich jeder Zeit Krieg anfängt
und Nato und EU verpflichtet wären, ihn zu verteidigen, ist keine 
einladende Vorstellung."

Pressekontakt:

Kölner Stadt-Anzeiger
Politik-Redaktion
Telefon: +49 (0221)224 2444
ksta-produktion@mds.de

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