Kölner Stadt-Anzeiger: Erzbistum Köln reagiert zerknirscht auf judenfeindlichen Text - Heftige Kritik von Experten: "Horrendes Jonglieren mit Bibelversen"
Köln (ots)
Das Erzbistum Köln hat zerknirscht auf den Versand eines Textes reagiert, der als judenfeindlich zu verstehen ist. Eine Arbeitshilfe für alle Seelsorger zum "Eucharistischen Kongress" 2013 in Köln deutet den Kreuzestod Jesu als Sühneopfer für den Ungehorsam des ganzen jüdischen Volkes und spricht von der Verworfenheit Israels. Der Vorsitzende des Gesprächskreises "Juden und Christen" beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), Hanspeter Heinz, sprach im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag-Ausgabe) von einer antijüdischen Keule. Es sei unverantwortlich, solch einen Text in die Gemeinden zu geben. "Die Eucharistie wird darin zum Prügel, um auf Israel eindreschen zu können", so Heinz. Der frühere westfälische Landesrabbiner Henry Brandt, jüdisches Mitglied im ZdK-Gesprächskreis, sagte der Zeitung, der von dem Frankfurter Jesuitenpater Dieter Böhler verfasste Text sei ein "horrendes Jonglieren mit Bibelversen, das aus dem Alten Testament Konfetti macht". Es sei "aberwitzig", dass ein solcher Text im Erzbistum Köln Grundlage der Verkündigung werde. "Das bringt alles in Misskredit, was in Jahrzehnten des jüdisch-christlichen Dialogs erreicht worden ist", so Brandt. Auf Anfrage sprach der Leiter des Kölner Seelsorgeamtes, Markus Bosbach, von einem bedauerlichen Missverständnis. Ein ursprünglich zweiteiliger Text Böhlers sei getrennt und zunächst nur zur Hälfte versandt worden. So habe der Eindruck entstehen können, Böhler rücke von der "bleibenden Erwählung Israels" ab. "Das tut mir sehr Leid", sagte Bosbach und zeigte sich im Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" betroffen und zerknirscht. Der ursprünglich erste Teil von Böhlers Katechese werde nun an diesem Dienstag nachgereicht, versehen mit dem Zusatz "eilig".
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