Kölner Stadt-Anzeiger: Kommunikationsdirektor des Erzbistums Köln gibt Amt auf
Umstrittene Tweets zum Abschneiden der AfD in Sachsen offenbar Auslöser
Köln (ots)
Der Kommunikationsdirektor des Erzbistums Köln, Ansgar Mayer, gibt überraschend sein Amt auf. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag-Ausgabe) berichtet, soll das Beschäftigungsverhältnis des 1972 geborenen promovierten Medienwissenschaftlers noch in diesem Jahr enden. Mayer habe der Bistumsleitung seinen Kündigungsentschluss vor wenigen Tagen übermittelt, schreibt das Blatt unter Berufung auf sichere Quellen im Erzbistum. Hintergrund sind offenbar umstrittene Kurzmitteilungen Mayers auf der Nachrichtenplattform Twitter zum Ausgang der Bundestagswahl. Auf Anfrage wollten sich weder Mayer noch das Erzbistum zu der Amtsaufgabe äußern. Allerdings sollte eine ursprüngliche für Mittwoch bzw. Donnerstag geplante intern Information der Mitarbeiter vorgezogen werden. Dem Vernehmen nach hatte sich Kardinal Rainer Woelki, der Mayer 2014 nach Köln holte, zwar verstimmt über Mayers Tweets geäußert, wollte seinem obersten Öffentlichkeitsarbeiter allerdings die Stange halten. Andere einflussreiche Kräfte in der Bistumsleitung seien aber so deutlich auf Distanz zu Mayer gegangen, dass dieser das für seine Aufgabe nötige Vertrauensverhältnis nicht mehr als gegeben angesehen habe, hieß es. So sei der Kommunikationsdirektor von Generalvikar Dominik Meiering mit dem dringenden Wunsch konfrontiert worden, seine Accounts auf Twitter und Facebook künftig nicht mehr zu nutzen. Zudem soll Mayer nicht damit einverstanden gewesen sein, dass ihm im Zuge von Sparmaßnahmen bereits vor dem aktuellen Konflikt eine mehr als zehnprozentige Kürzung seines Etats auferlegt wurde, die den Handlungsspielraum seiner Hauptabteilung im Generalvikariat deutlich einschränken würde. Für Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit im Erzbistum soll derzeit ein Gesamtvolumen im höheren einstelligen Millionenbereich zur Verfügung stehen. Meiering war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Mayer war nach Tätigkeiten unter anderem in der Journalistenausbildung des Axel Springer Verlags, bei "Computer Bild" sowie in der Unternehmensberatung nach Köln gekommen. Er baute dort unter anderem den erst vor wenigen Wochen eröffneten "Newsdesk" des Erzbistums auf, eine zentrale Steuerungseinheit für alle Informationen über die katholische Kirche in der Region. Empörung weit über die Bistumsgrenzen hinaus hatte besonders ein Tweet ausgelöst, in dem Mayer auf das starke Abschneiden der AfD in Sachsen bei der Bundestagswahl am 24. September Bezug nahm und dem benachbarten Tschechien vorschlug, den dort produzierten Atommüll doch gegen Sachsen einzutauschen. Mayer bedauerte später, dass diese satirisch gemeinte und - wie er einräumte - polemische Formulierung viele Leser verärgert und verletzt habe, besonders in der betroffenen Region. Ihm wurde überdies vorgeworfen, die von ihm selbst für die öffentliche Kommunikation von Mitarbeitern des Erzbistums erstellten Regeln für einen respektvollen Umgang missachtet zu haben. Im Grundsatz beharrte Mayer aber darauf, dass auch und gerade die katholische Kirche mit deutlichen Worten und klaren Positionen gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus Stellung beziehen müsse. Hierüber, so hieß es, seien Mayer und Woelki einer Meinung. Mayer wolle mit seiner Kündigung weiteren Angriffen auch auf den Kardinal die Grundlage entziehen. "Da begann sich ein Stellvertreterkrieg zu entwickeln, der mit dem Ausscheiden Mayers aus dem Bistumsdienst hoffentlich beendet sein wird", sagte ein Insider.
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