Kölner Stadt-Anzeiger: Anwalt des Phantomopfers im NSU-Prozess wegen Betrugs angeklagt
Köln (ots)
Der Anwalt aus Eschweiler, der jahrelang im NSU-Prozess ein nicht existentes Opfer vertreten hatte, ist wegen Betruges in einem besonders schweren Fall angeklagt worden, berichten "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe) und Focus Online. Darüber hinaus werden ihm Urkundenfälschung und falsche Versicherung an Eides statt vorgeworfen, wie der Aachener Gerichtssprecher Thomas Stoppelmann bestätigte.
Der Anwalt hatte jahrelang eine angebliche Klientin namens Meral Keskin als Nebenkläger vor dem Staatschutzsenat des Münchner Oberlandesgerichts vertreten. Dafür kassierte er 211.000 Euro an Sitzungsgeldern und Reisespesen. Zudem hatte er vom Bundesamt für Justiz im Namen seiner Mandantin eine Härtefallentschädigung in Höhe von 5000 Euro eingestrichen, weil Frau Keskin angeblich durch den Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße verletzt worden war. Im Herbst 2015 jedoch stellte sich heraus, dass das angebliche Opfer gar nicht existiert.
Wie Justizsprecher Stoppelmann auf Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger" zudem bestätigte, sind die Strafverfolger noch einem weiteren mutmaßlichen Schwindel auf die Spur gekommen: Auch im Prozess um die tödliche Katastrophe auf der Loveparade in Duisburg soll der Eschweiler Jurist laut Anklage versucht haben, sich mit falschen Angaben zum Gesundheitszustand eines vermeintlichen Opfers eine Zulassung als Nebenklagevertreter zu erschleichen. Den Ermittlungen zufolge hat der Anwalt die Mutter und Schwester seines Mandanten dazu angestiftet, mit falschen Attesten langjährige Schlafstörungen des vermeintlichen Loveparade-Opfers vorzuspiegeln. Der angeklagte Jurist hat die Vorwürfe stets bestritten.
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