Münsteraner Theologe Seewald kritisiert Woelki-Hochschule KHKT: "Als Hochschule getarntes Katechismus-Seminar"
Warnung vor Schwächung der universitären Theologie
Köln (ots)
Köln. Der Münsteraner Theologe Michael Seewald hat den Kölner Kardinal Rainer Woelki für dessen Förderung der "Kölner Hochschule für Katholische Theologie" (KHKT) scharf kritisiert. Der beste Ort, um sich öffentlich und kritisch mit dem zu beschäftigen, was an Wissen, Glauben und Meinen im Umlauf ist, sei die Universität. "Deshalb ist eine Universität auch der beste Ort für die Theologie", sagte Seewald dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (xx-Ausgabe). "Kardinal Woelki und sein als Hochschule getarntes Katechismus-Seminar erweisen der Theologie hingegen einen Bärendienst", so Seewald weiter. Wenn man die universitäre Theologie schwäche, um Theologen ideologisch gefügig zu machen, "verliert dieses Fach jeden intellektuellen Reiz".
Das Erzbistum Köln hatte auf Woelkis Betreiben 2020 die frühere Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin übernommen und nach Köln transferiert. Die Finanzierung des umstrittenen Projekts ist unklar. Für den laufenden Betrieb werden nach Schätzungen acht bis zehn Millionen Euro im Jahr benötigt. Diese sollen laut Woelki sowohl von Sponsoren als auch aus Kirchensteuermitteln aufgebracht werden.
Seewald, der 2016 als einer der jüngsten Professoren Deutschlands Nachnachfolger auf dem Lehrstuhl Joseph Ratzingers, des späteren Papstes Benedikt XVI. wurde, verteidigte die Präsenz der Theologie im Fächerkanon der staatlichen Universität. Die Gesellschaft habe ein berechtigtes Interesse daran, dass das Nachdenken über den Glauben nicht in einem Hinterhof, sondern in der Öffentlichkeit stattfinde. Wer sich mit dem Glauben beschäftige, werde zudem feststellen, "dass er nach wie vor eine starke Triebfeder menschlichen Handelns ist und es ein beachtliches Maß an Gelehrsamkeit gibt, das sich mit dem Verstehen des Glaubens befasst". Deshalb tue die Universität, die sich mit der Wirklichkeit im umfassenden Sinne auseinandersetzt, gut daran, auch über Glaubenswirklichkeiten nachzudenken.
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