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Commerzbank Aktiengesellschaft

Woche vom 22.09. bis 26.09.2008

Frankfurt (ots)

Volkswirtschaft
Rückblick
Die Konjunkturdaten der vergangenen Woche wurden aufgrund der sich
überschlagenden Ereignisse an den Finanzmärk-ten, die sich nun wegen 
des geplanten Einspringens der US-Regierung zum Guten wenden könnten,
kaum wahrgenom-men. Der Staat plant als Market Maker für illiquide 
gewordene Wertpapiere aufzutreten, um so die Liquiditätssituation an 
den Finanzmärkten zu verbessern. Die dazu notwendigen gesetzlichen 
Grundlagen könnten bereits in dieser Woche ge-legt werden. 
Unterdessen zeigten die Daten zum US-Immobilienmarkt, dass sich der 
Abwärtstrend seit dem Sommer wieder beschleunigt hat. Die 
Baugenehmigungen haben das niedrigste Niveau seit 1991 erreicht. Der 
bremsende Effekt vom Bau dürfte sich somit im 3. Quartal wieder 
verstärken. Positiv daran ist, dass sich das Überangebot am Bau damit
schneller abbauen kann, wenngleich sich die kurzfristigen Effekte 
stark negativ auf Wachstum und Beschäftigung auswir-ken. Die 
US-Inflationsrate sowie die Kernteuerung sind im August etwas 
zurückgegangen, was es der Zentralbank erleich-tern dürfte länger an 
ihrer expansiven Geldpolitik festzuhalten. Diese blieb unterdessen 
auf Kurs und kam den Markter-wartungen einer Leitzinssenkung aufgrund
der Zuspitzung der Finanzkrise nicht nach. In Deutschland ist der 
ZEW-Index stärker als erwartet gestiegen, was auf den starken 
Ölpreisrückgang und die Euroabwertung zurückzuführen ist. Aller-dings
ist der Anstieg nicht überzubewerten, da der Index noch immer weit im
negativen Bereich ist. Die Mehrzahl der befragten Finanzanalysten 
erwartet somit im nächsten halben Jahr eine schlechtere 
Konjunkturentwicklung als im abge-laufenen.
Ausblick
Noch stehen die Zeichen im Euroraum und Deutschland nicht auf 
Rezession. Das könnte sich allerdings ändern, wenn die 
Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum und der 
ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland weiter deutlich einbrechen (s.
Abbildungen links), was wir allerdings nicht erwarten. Zwar ist ein 
moderater Rückgang der sich bereits auf Kontraktions-niveau 
befindlichen Indizes wahrscheinlich, doch dürfte ein extremer 
Einbruch verhindert werden, denn zwei bedeutende Belastungsfaktoren 
haben merklich an Gewicht verloren. So ist zum einen der Ölpreis 
stark gesunken und zum anderen hat die Euroabwertung zu einer 
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Exporteure 
geführt. Mit einer Unterstützung seitens der Geldpolitik ist 
allerdings noch nicht zu rechnen. Zwar befinden sich die 
Einkaufsmanagerindizes bereits auf Niveaus, bei denen die EZB in der 
Vergangenheit die Zinsen gesenkt hat, doch sind ihr aufgrund der 
hohen Inflationserwartungen die Hände gebunden. In den USA liegt der 
Fokus auf der Entwicklung der Auftragseingänge für langlebige Güter 
im August, die einen wichtigen Indikator für die 
Investitionstätigkeit in der dortigen Industrie darstellen. Bei 
diesen ist mit einem Rückgang zu rechnen, zumindest lässt dies die 
Orderkomponente des ISM-Index erwarten. Die Zeichen dürften also auf 
eine Fortsetzung des Abschwungs in den USA stehen.
Aktienmärkte
Rückblick
Die Krise an den Finanzmärkten hat sich zuletzt dramatisch 
zugespitzt. Nur eine Woche nach der Rettungsaktion für die 
angeschlagenen US-Hypothekeninstitute Fannie Mae und Freddie Mac 
gerieten erneut Politik, Notenbank und wichtige Vertreter der 
Finanzbranche unter Handlungszwang, um noch größere Verwerfungen an 
den Kapitalmärkten zu verhin-dern. So übernahm die Bank of America zu
Wochenbeginn Merrill Lynch, die Investmentbank Lehman Brothers 
beantrag-te Gläubigerschutz und der US-Versicherer AIG erhielt einen 
Notfallkredit in Höhe von 85 Mrd. USD von der Federal Re-serve Bank. 
Angesichts dieser Eskalation hat sich die Angst vor weiteren 
Zusammenbrüchen im Finanzsektor massiv er-höht. Der Ted-Spread - als 
Zinsdifferenz zwischen dem US-Interbankensatz und den 
US-Treasury-Bills mit einer Laufzeit von drei Monaten - weitete sich 
sprunghaft aus. In einer konzertierten Aktion stellten die weltweit 
wichtigsten Notenban-ken den Banken rund 180 Mrd. USD zur Verfügung. 
Diese Zuspitzung der Finanzkrise könnte indessen gleichzeitig deren 
Höhepunkt bedeuten. So arbeiten US-Finanzministerium und Notenbank 
derzeit an einem Konzept zur Schaffung einer staatlichen Behörde für 
die Abwicklung fauler Kredite, vergleichbar mit der Resolution Trust 
Corporation, die Ende der achtziger Jahre als Reaktion auf die 
Savings and Loan Crisis ins Leben gerufen wurde. Noch in dieser Woche
will die Re-gierung in Washington alles unter Dach und Fach bringen. 
Paulson hat dem Kongress dazu ein Rettungspaket mit einem Volumen von
700 Mrd. Dollar vorgelegt. Schließlich ist am Ende einer Handelswoche
die Depression an der Wall Street in Manie umgeschlagen. Die Aussicht
auf den größten staatlichen Eingriff in die Finanzmärkte in der 
Geschichte der Verei-nigten Staaten und das Verbot von Leerverkäufen 
im Finanzsektor haben das Sentiment gedreht und fast alle 
Aktien-märkte wieder deutlich ins Plus gehievt.
Ausblick
Ob durch die Bekanntgabe dieser Pläne damit allmählich wieder mehr
Ruhe an den Aktienmärkten einkehren wird, bleibt abzuwarten. Die 
Kursrückschläge der vergangenen Wochen erfüllen im Wesentlichen die 
Anforderungen an einen klassi-schen Ausverkauf: massive Kursrückgänge
auf breiter Front bei deutlich steigenden Umsätzen. Die Nervosität 
unter den Anlegern - gemessen an der impliziten 
Aktienmarktvolatilität - markierte dabei einen neuen Höhepunkt in der
laufenden Finanzkrise und ist durchaus vergleichbar mit 
vorangegangenen Kursstürzen an den Aktienmärkten. Für diese Woche 
bleibt die Perspektive, dass fundamentale Daten - zumal von 
Unternehmensseite planmäßig nur äußerst wenig erwartet wird - wohl 
nur eine Randerscheinung bleiben werden. Eine Bestätigung der 
Lösungsansätze bezüglich der internationa-len Finanzmarktkrise könnte
kurzfristig zu einer Fortsetzung der jüngsten 
"Aktien-Erleichterungsrallye" führen. Auch tech-nisch gesehen ist für
die nächsten Tage das Bild wieder etwas freundlicher geworden, waren 
doch in den Tagen zuvor diverse Unterstützungslinien nach unten 
durchbrochen worden.
Rentenmärkte
Rückblick
Auch an den Rentenmärkten ging es in der vergangenen Woche 
turbulent zu. Zunächst führten die Hiobsbotschaften um die Pleite von
Lehman Brothers, die Übernahme von Merrill Lynch und den in Notlage 
geratenen Versicherungsriesen AIG zu einer regelrechten Flucht in 
Staatsanleihen. Mit etwas Enttäuschung wurde aufgenommen, dass die 
Fed den Leitzins nicht senkte, was zwischenzeitlich zu leichten 
Kursabschlägen führte. Die Ankündigung eines Hilfspakets für den 
Finanz-sektor durch die US-Regierung führte dann in der zweiten 
Hälfte der Woche zu deutlichen Kursrückgängen bei Rentenpa-pieren. In
der Hoffnung, Regierung und Zentralbank würden schon alles richten, 
fokussierten sich Anleger wieder auf risikobehaftetere Papiere und 
verließen den sicheren Hafen der Staatsanleihen.
Ausblick
Wenngleich mit den Einkaufsmanagerindizes im Euroraum, dem 
ifo-Geschäftsklimaindex und den Auftragseingängen für langlebige 
Güter (USA) Konjunkturdaten aus der vordersten Reihe auf der Agenda 
stehen, dürfte der Fokus in dieser Woche wohl auf dem Newsflow zur 
geplanten Rettungsaktion der US-Regierung und der Fed liegen. Das 
fundamentale Umfeld ist in den Hintergrund geraten. Die Kurse werden 
einerseits durch die Furcht vor einem Kollaps des Finanzsystems und 
den Erwartungen von Leitzinssenkungen sowie andererseits durch die 
Hoffnungen auf ein Eingreifen des Staates getrieben. Somit sind je 
nach aktueller Stimmungslage deutliche Kursausschläge in die eine und
die andere Richtung möglich. Solange die Krisenstimmung anhält, ist 
das Abwärtsrisiko für Staatsanleihen gering. Allerdings erscheinen 
insbe-sondere US-Staatsanleihen recht teuer. Im Euroraum lässt sich 
das Kursniveau mit der Erwartung deutlicher Leitzinssen-kungen 
rechtfertigen.
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