Commerzbank Aktiengesellschaft
Börsen-Bericht
Ausverkaufsstimmung an den Aktienmärkten
Frankfurt am Main (ots)
Erneut erschütterte ein Bilanzierungsskandal die internationalen Aktienmärkte: Am Dienstag wurde nachbörslich bekannt, dass die amerikanische MCI Worldcom insgesamt Aufwendungen von 3,85 Mrd US-Dollar falsch verbucht hat. Wieder einmal wurde damit vor Augen geführt, dass die Bilanzzahlen auch etablierter Unternehmen keineswegs immer gesicherte Informationen liefern. Allerdings führte dieser Schock fast ausschließlich an den europäischen Börsen zu massiven Kursabschlägen, während sich in Amerika die Anleger weitgehend unbeeindruckt zeigten. Später kam es allerdings zu einer deutlichen Erholung der Kurse, die zwischenzeitlich, gemessen am DAX, sogar unter die 4000er Marke gefallen waren.
Abgesehen von der Bilanzierungsproblematik unter dem Namen "Enronitis" belastet auch das Rekorddefizit in der amerikanischen Leistungsbilanz sowohl die Konjunkturerwartungen als auch die Aktienkurse. Um das hohe Defizit zu finanzieren, bedarf es eines starken Dollar. Dafür müssten aber entweder die Zinsen oder die Kurse an den Aktienbörsen steigen, um Anlagegelder aus dem Ausland anzuziehen. Beides ist derzeit nicht der Fall und der US-Dollar neigt überdies erkennbar zur Schwäche. Bei diesem Szenario bestehen nicht zu unterschätzende Gefahren für die Weltwirtschaft. Falls es im fundamentalen Umfeld zu schlechten Nachrichten kommt sowie aus charttechnischen Gründen scheinen auch wieder DAX-Stände unter 4000 Punkten möglich, obwohl die moderaten Unternehmensbewertungen eher dagegen sprechen. Wann die Anleger wieder Vertrauen fassen, ist derzeit nicht absehbar. Die Commerzbank empfiehlt mittelfristig orientierten Privatanlegern, schwache Börsentage zu nutzen und bevorzugt Aktien von Deutscher Bank und Siemens zu kaufen.
Die europäischen Rentenmärkte tendierten im Schlepptau der schwachen Aktienmärkte fest. Einmal mehr zeigte sich damit die Abhängigkeit von den Aktienkursen. Konjunkturdaten spielen dagegen zur Zeit für die Marktentwicklung keine Rolle, auch wenn ein leicht rückläufiger Geschäftsklimaindex in Deutschland und ein stark fallendes US-Verbrauchervertrauen den Anleihekursen Unterstützung gaben. Zudem profitieren die europäischen Rentenmärkte von der augenblicklichen Dollarschwäche, denn der Vertrauensschwund gegenüber amerikanischen Aktien führt automatisch zu einer Flucht in den vermeintlich sicheren Rentenhafen.
Alles in allem hat der Rentenmarkt wieder ein Niveau erreicht, das eine Gegenbewegung der Renditen nach oben nicht ausschließt. Aus Sicht der Commerzbank sollten private Anleger ihre Bestände dennoch weiter halten, bei Neuengagements aber vorsichtig sein. In Einzelfällen kommen auch Gewinnmitnahmen in Frage.
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