Konrad Adenauer Stiftung e. V.
Konrad-Adenauer-Stiftung: Deutsche Afrikapolitik steht auf dem Prüfstand
Berlin (ots)
Die Adenauer-Stiftung startet heute eine Aktion gegen das Vergessen und für einen verstärkten Dialog mit Afrika. Dazu erklärt ihr Vorsitzender, Prof. Dr. Günter Rinsche:
Deutsche Afrikapolitik steht auf dem Prüfstand
Binnen weniger Jahre wird jeder fünfte Mensch auf der Erde Afrikaner sein. Dieser an sich schon bedeutsame Sachverhalt kontrastiert auffällig zu dem schwindenden Engagement gerade der westlichen Staatengemeinschaft auf dem afrikanischen Kontinent. Dies war nicht immer so. Nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes schien es kurzfristig, als ob eine neue Ära für Afrika anbrechen würde.
Heute allerdings ist festzustellen: Angesichts des schwindenden Interesses des gesamtes Westens an Afrika besteht die reale Gefahr, dass der Kontinent nicht nur ins politische Abseits, sondern in eine regelrechte Isolation gerät. Marginale Interessen an den Ländern Afrikas, abschreckende politische, ökonomische und soziale Verhältnisse, inner- und zwischenstaatliche Konflikte sowie die mühsame Suche nach verlässlichen und politisch glaubwürdigen Partnern werden - insbesondere in Deutschland - als Gründe für die Vernachlässigung des Kontinents ins Feld geführt.
Die Wahrnehmung Afrikas als Krisen- und Kriegsherd oder als "Verliererkontinent" reflektiert unstrittig ein Stück - aber nicht die ganze afrikanische Realität. Deshalb startet die Adenauer-Stiftung heute eine Aktion gegen das Vergessen und für einen verstärkten Dialog mit Afrika. (Studien / Mailings / Internetforum unter www.kas.de )
Die heute veröffentlichte Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung "Mehr Engagement für Afrika - Plädoyer für einen verstärkten deutsch-afrikanischen Dialog" benennt zahlreiche, häufig übersehene positive Entwicklungen der letzten Jahre, die eine große Chance für eine Wende zum Besseren eröffnen. Ermutigende Trends gibt es insbesondere im Hinblick auf:
* die Bereiche der Wirtschaft und der regionalen Integration, * die Verbreitung demokratischer Prinzipien (bemerkenswerte Stärkung der Zivilgesellschaft), * genuin afrikanische Initiativen zur Bearbeitung und Beilegung von Konflikten und * das Auftreten neuer und reformbereiter junger Führungsschichten.
Diese positiven Entwicklungstrends müssen von außen stärker unterstützt werden! Dabei geht es einerseits um stetige Verbesserung der Rahmenbedingungen und der politischen Kultur; andererseits müssen die afrikanischen Länder auch in die Lage versetzt werden, die mit der Globalisierung verbundenen Anpassungsprobleme zu bewältigen.
Angesichts veränderter Rahmenbedingungen muss auch die deutsche Afrikapolitik auf die neuen Herausforderungen neue Antworten geben, was eine breite und intensive Diskussion zwischen Politik und nichtstaatlichen Trägern der Zusammenarbeit mit Afrika einschließt.
Deutsche Afrikapolitik muss mehr sein als Entwicklungszusammenarbeit, die übrigens - ganz gegen den aktuellen Spartrend in den Haushaltsdebatten - deutlich ausgeweitet werden sollte. Dies wird auch ein Prüfstein sein für die internationale Glaubwürdigkeit der deutschen Afrikapolitik.
Dabei ist freilich unverzichtbar, dass auch die Afrika-Lobby ihre Anstrengungen bündelt und intensiviert, um durch größere Transparenz der deutschen Interessen und Ziele in Afrika auch zur Legitimierung verstärkten Engagements beizutragen.
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