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Neue Presse Hannover: Kommentar der "Neuen Presse" (Hannover) zum Rücktritt von Margot Käßmann

Hannover (ots)

Es war ein konsequenter und bedingungsloser
Rücktritt. Margot Käßmann hat alle ihre kirchlichen Ämter 
niedergelegt. Sie verzichtet auf den EKD-Ratsvorsitz, und sie wird 
auch nicht länger Landesbischöfin sein. Eine kleine, starke und 
manchmal eben auch schwache Frau beendet ihre bemerkenswerte 
Karriere. Das verdient Anerkennung und Respekt - und muss doch als 
das gesehen werden, was es auch war: ein erzwungener Rücktritt.
Margot Käßmann hatte keine andere Wahl. Die Autorität, die sie sich 
als streitbare Pastorin in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten 
erworben hatte, war durch ihre Promillefahrt vom Wochenende schwer 
beschädigt worden. Gerade weil sie selbst in der Vergangenheit häufig
so hohe moralische Maßstäbe für sich und andere formuliert hatte, 
fiel das öffentliche Urteil so streng aus. Denn auch wenn viele 
schwiegen oder von Verständnis und menschlicher Schwäche sprachen, es
wurden doch Kübel von Spott und Häme über der Bischöfin vergossen. 
Von Lalleluja war da die Rede und von der kleinen Sünderin. Und es 
wäre nicht besser geworden, wenn sich die Bischöfin in Zukunft wieder
mit einem ihrer zahlreichen Gegner angelegt hätte.
Margot Käßmann wusste das. Und sie analysierte die Lage richtig. "Die
Freiheit, ethische und politische Herausforderungen zu benennen und 
zu beurteilen, hätte ich in Zukunft nicht mehr so, wie ich sie 
hatte." Weil sich in Wirklichkeit alle ihre kirchlichen und 
politischen Widersacher - gut getarnt unter einem Mantel des 
Mitgefühls - hämisch die Hände rieben und klammheimlich am Fall der 
Ikone Käßmann ergötzten.
Der Gipfel der Scheinheiligkeit war in diesem Zusammenhang die 
vermeintliche Solidaritätsadresse der EKD. "In ungeteiltem Vertrauen"
war der Vorsitzenden die Entscheidung überlassen worden, wie der 
gemeinsame Weg fortgesetzt werden sollte, ließ der Rat übermitteln. 
Was ins Weltliche übersetzt nichts anderes hieß, als: Tritt zurück, 
sonst müssen wir dich treten.
Glaube ja niemand, dass die Evangelische Kirche den Mut hätte, an 
ihrer Spitze einen offensichtlich fehlbaren Menschen zu ertragen. 
Himmel, wo kämen wir da hin? Vermutlich in Teufels Küche.
Da vergießt man doch lieber ein paar Krokodilstränen und heuchelt 
öffentlich Bedauern. Das Problem für die Protestanten besteht nun 
allerdings darin, jemanden zu finden, der den hohen moralischen 
Ansprüchen genügen kann. Eine Persönlichkeit, die bei aller gebotenen
Makellosigkeit auch noch in der Lage ist, die Evangelische Kirche zu 
modernisieren. Spätestens bei dieser Suche wird die EKD wohl merken, 
was sie mit Margot Käßmann verloren hat.

Pressekontakt:

Neue Presse Hannover
Udo Harms
Telefon: +49 (0)511 51 01-22 73
harms@neuepresse.de

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