Neue Presse Hannover: zu Merkels Coup
Hannover (ots)
Wird aus der Kanzlerstadt die Präsidentinnenstadt Hannover? Offiziell ist noch gar nichts in Berlin, aber es gibt viele Zeichen dafür, dass tatsächlich Ursula von der Leyen als Nachfolgerin von Horst Köhler ins Schloss Bellevue einziehen könnte. Merkels Plan ist zu gut, um ihn nicht durchzusetzen. Von der Leyen erfüllt zwei wichtige Kriterien für das höchste Amt: Sie ist eine Vollblutpolitikerin, ein paar böse Sticheleien von Politikern und Journalisten hauen sie sicher nicht um. Außerdem ist sie enorm populär. SPD und Grüne werden Mühe haben, ihre Ablehnung zu begründen, zumal erstmals eine Frau Präsidentin werden würde. Und schließlich fand ihre Politik als Familienministerin auch bei der Opposition Zustimmung. Gegen "Röschen" spricht, dass sie als "Merkels Mädchen" im Kabinett nicht unbedingt die für das Präsidentenamt wünschenswerte Überparteilichkeit verkörpert. Und trotz der Lorbeeren, die sie sich als Ministerin verdient hat, darf man fragen, ob sie das Format für den Spitzenjob im Staat hat. Aus Merkels Sicht ist es ein genialer Coup: Eine Frau repräsentiert Deutschland, eine ihrer Vertrauten - und zugleich gibt es Platz für weiteres Stühlerücken. Denn Jürgen Rüttgers, der selbsternannte Arbeiterführer aus NRW, könnte von der Leyens Arbeitsministerium übernehmen. Damit wäre vielleicht der Weg für eine große Koalition in Düsseldorf frei, die Merkel sicher begrüßen würde. Soweit man sieht, nur Vorteile für die Kanzlerin: Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man beinahe auf die Idee kommen, sie habe Horst Köhler mit voller Absicht weggemobbt.
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