Neue Presse Hannover: Organspende - Widerspruchslösung wäre besser Ein Kommentar von Petra Rückerl
Hannover (ots)
Der Deutsche ist zu vielerlei verpflichtet: Er muss seinen Pass ständig bei sich tragen, er muss seine Vermögensverhältnisse beim Fiskus offenlegen und der GEZ erklären, wie viele Fernseher er besitzt. Er muss nicht erklären, ob er seine Organe im Fall des Todes spenden mag - so weit will die Politik nun nicht gehen. Aber immerhin wird er jetzt mindestens einmal im Leben daran erinnert, dass er das doch machen könnte. Ein kleiner Schritt für ihn, im besten Fall ein großer für einen anderen Menschen, der dringend ein Organ benötigt. Ob das wirklich reicht, muss man abwarten. Wartezeit allerdings, die auch wieder Leben kosten kann. 12.000 Kranke in Deutschland benötigen dringend ein gesundes Organ, etwa 1000 von ihnen sterben während dieser Wartezeit. Wie viele Herzen, Lebern, Nieren in dieser Zeit verbrannt werden oder im Sarg vergammeln, will man sich gar nicht vorstellen. Es wird sicher Gründe geben, nicht spenden zu wollen. Und diese Gründe sind ernst zu nehmen. Schaut man sich aber Umfragen an, sind drei Viertel der Deutschen durchaus gewillt, ihre Organe oder ihr Gewebe zu geben, aber nur ein Viertel hat einen Spenderausweis. Da kann man getrost davon ausgehen, dass das Thema nach der Umfrage wieder verdrängt, vergessen, verschlampt wurde. Eine sanfte Nachfrage etwa von der Krankenversicherung kann hilfreich sein. Eine klare Widerspruchslösung wie in anderen Ländern üblich würde den Leuten aber eher Beine machen. Dann müssten sie nämlich explizit erklären, kein Organ im Falle ihres Todes spenden zu wollen.
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