Neue Presse Hannover: SPD: Ruck nach links - oder? Ein Kommentar von Fabian Mast
Hannover (ots)
Die Euro-Krise lösen, mehr Gerechtigkeit schaffen - Sigmar Gabriel zeigt sich auf dem SPD-Parteitag tatkräftig wie selten zuvor (und das will bei ihm was heißen). Wäre Bushido in der Nähe gewesen, er hätte ihm wohl den Bambi für Integration aus den Händen gerissen und wie eine Trophäe in die Höhe gestemmt: Er, Sigmar Gabriel, integriert die Partei, die seither keinen Widerspruch darin sieht, erst den liberalen Altklanzler Helmut Schmidt abzufeiern und anschließend den verkündeten Linksruck Gabriels. Ein Verdienst freilich, der nicht zu unterschätzen ist. Als Chaostruppe gegen Merkel anzutreten wäre völlig aussichtslos. Und die SPD war stets eine Partei, die sich gern mit sich selbst beschäftigte - der Zwist zwischen Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine ist nur eine legendäre Schlacht unter vielen. Vorerst vorbei. Die Partei steht hinter ihrem Boss, das ist die wichtigste Botschaft des Parteitags. Offen bleibt die Frage: Steht sie auch hinter ihrem Kanzlerkandidaten? In bemühter Gelassenheit drückt sich die SPD vor der K-Frage. Weil es viel leichter ist, dem Parteichef bei seiner launigen Rede zuzujubeln, als einem Kandidaten das Schicksal der SPD für die nächsten Jahre zu überlassen. Und ob die Sozialdemokraten einem Steinbrück oder dem Agenda-Architekten Steinmeier den propagierten Linksschwenk abnehmen, darf zumindest bezweifelt werden. So ganz geheuer scheint auch Gabriel die Sache nicht. Er spricht auch von der Mitte, sogar vom Liberalismus, dem die SPD eine neue Heimat geben soll. Alles ist möglich - aber die Partei muss sich irgendwann entscheiden.
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