Neue Presse Hannover: Der Präsident setzt auf das Vergessen Kommentar von Anja Schmiedeke
Hannover (ots)
Es ist ja nicht so, dass Christian Wulff nur heiße Luft verbreitet. "Neue Maßstäbe" wolle er setzen, hat der Bundespräsident gelobt. Und tatsächlich, wer die Veröffentlichung von 400 Fragen und Antworten binnen 24 Stunden verspricht - und auch eine Woche später nicht mehr als eine sechsseitige Zusammenfassung liefert, der etabliert tatsächlich eine neue Qualität der Volksverdummung.
Pardon. Aber es hilft doch keinem weiter, wenn wir das Ganze schöner reden, als es ist. Im Schloss Bellevue sitzt ein Mann, der offenbar glaubt, die Bürger hätten die Gedächtnisleistung von Spulwürmern. Natürlich ist Wulff nicht der Einzige, der so denkt. Auf die Vergesslichkeit des Publikums setzte schon der junge Karl-Theodor zu Guttenberg, als er mit immer neuen Wendungen das Kopieren seiner Doktorarbeit rechtfertigen wollte. Wie dieser wird auch Wulff stürzen. Jedoch nicht, weil die Medien seinen Rücktritt fordern - was viele Journalisten durchaus unerbittlich tun. Der Präsident bringt sich ganz allein zu Fall, weil er es mit seinen Winkeladvokatentricks einfach übertreibt. Die Menschen verzeihen viel und sind auch mit ihrem politischen Personal sehr geduldig. Kleinere Affären inbegriffen. Aber ins Gesicht lügen lassen sie sich nicht.
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