Neue Presse Hannover: Stuttgart 21 - Blankoscheck für ein Milliardengrab Kommentar von Claus Lingenauber
Hannover (ots)
Weiter, immer weiter. Es wird gebuddelt, bis die Züge fahren. Koste es, was es wolle. Denn ein Ausstieg käme noch teurer. Sagt die Bahn. Und der Aufsichtsrat frisst die Zahlen in sich hinein, als handele es sich um läppisches Kleingeld. Auch Verkehrsminister Ramsauer nickt die Kostensteigerung von sage und schreibe zwei Milliarden Euro mal locker ab. Der CSU-Mann hat ja in Berlin Flughafen-Erfahrung gesammelt. Der weiß, wie man Geld versenkt.
Und irgendwie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei solchen Großprojekten weder vernünftig beaufsichtigt noch anständig beraten wird. Nicht einmal die grün-rote Landesregierung oder der grüne Stuttgarter Oberbürgermeister bringen die Kraft auf, dem Wahnsinnsprojekt noch ein Ende zu bereiten. Sie weigern sich lediglich, die Mehrkosten mitzutragen. Dabei dürften die Gerichte irgendwann zu dem Schluss kommen "mitgefangen, mitgehangen". Und dann zahlt die Zeche mal wieder der Steuerzahler.
Mit ihrer Argumentation stellt sich die Deutsche Bahn so etwas wie einen Blankoscheck aus. Es scheint, als habe Bahnchef Grube von der Kanzlerin gelernt, die ihre Politik auch stets als alternativlos bezeichnet, egal, wie dramatisch die Folgen schließlich sind.
"Stuttgart 21" ist ein Milliardengrab. Denn wenn die Kosten schon bei Baubeginn derart explodieren, muss Böses befürchtet werden. Befürworter und Betreiber aber haben längst den Tunnelblick. Und irgendwann käme eine Umkehr wirklich teurer. Also wird Grubes Grube weitergebaut. Und schrecklich mahnen aus der Ferne die Hamburger Alptraum-Philharmonie und der Berliner Pannen-Airport.
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