Neue Presse Hannover: Flüchtlingsgipfel - die Städte brauchen Hilfe Kommentar von Bodo Krüger
Hannover (ots)
Vielleicht braucht es einfach die nötige Distanz. Von oben betrachtet, das wusste schon Reinhard Mey, wird alles nichtig und klein. Und so bat der Papst gestern um Vergebung für alle, die Flüchtlingen die Tür verschließen. Und Bundespräsident Gauck frohlockte beim Besuch eines Flüchtlingsprojektes, "wie viel Verständnis und Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung" vorhanden sind.
Sie haben ja recht, der Papst und der Präsident. Aber sie müssen sich auch nicht mit dem Kleinklein herumschlagen. 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Dass diese aus Armut, Angst und Not gespeiste Massenbewegung eine der größten humanitären Herausforderungen unserer Zeit ist, versteht sich von selbst. Die Pflicht zur Hilfe genauso. Aber die Frage nach dem Wohin mit all den Flüchtlingen ist damit noch längst nicht beantwortet.
Im niederbayerischen Deggendorf wurden gestern 200 Flüchtlingsbetten im Eisstadion aufgestellt. Typisch Niederbayern, mag mancher denken. Aber die Lage in Hannover unterscheidet sich nur unwesentlich. 2650 Flüchtlinge werden derzeit in der Stadt untergebracht. Im Vergleich zu 60 Millionen weltweit eher wenig. Für die überforderte Kommune trotzdem zu viel. Bei allem guten Willen: Es fehlt Geld, es fehlt Betreuungspersonal, und es fehlen vor allem Unterkünfte. In ihrer Not hat die Stadt jetzt sogar überprüft, ob Messehallen als Flüchtlingslager genutzt werden können. Das wenig überraschende Ergebnis: Die Messe hat Eigenbedarf.
Heute berät Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten die Flüchtlingsfrage. Es wäre ein Segen, wenn danach konkrete Maßnahmen präsentiert würden, die den Kommunen nachhaltig helfen. Mit päpstlichen Bitten und präsidialen Worten ist es nicht getan.
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