Tsunami-Hilfe: Diakonie Katastrophenhilfe zieht Bilanz
Direktorin Füllkrug-Weitzel warnt vor Aktionismus bei Wiederaufbau
Stuttgart (ots)
Ein halbes Jahr nach der Tsunami-Katastrophe hat die Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel, vor einem unbesonnenen Wiederaufbau ohne Beteiligung der Bevölkerung gewarnt. "Es geht darum, den Menschen zuzuhören, damit sie den Neuanfang selbst gestalten können", erklärte sie am 23. Juni bei einer Pressekonferenz in Stuttgart. Andernfalls sei das Trauma der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins, das Opfer von Naturkatastrophen erleiden, nur schwer zu bewältigen. Zugleich rief sie dazu auf, Not Leidende in anderen Krisenregionen wie Kolumbien, Kongo oder Sudan nicht zu vergessen.
Füllkrug-Weitzel zog eine positive Bilanz der bisherigen Hilfe in den Tsunami-Regionen. Von insgesamt 43 Millionen Euro Spenden wurden bislang rund 25 Millionen Euro für Nothilfe und Wiederaufbau bewilligt. Dabei entfielen auf Indien rund 10,4 Millionen Euro, auf Indonesien 7,2 Millio-nen Euro, auf Sri Lanka gut fünf Millionen Euro und auf Somalia knapp 1,5 Millionen Euro. Weitere 850.000 Euro wurden für Hilfsprogramme verwendet, in die mehrere Länder einbezogen sind.
Der Wiederaufbau werde noch mindestens zwei Jahre dauern, in einigen Regionen sogar länger, so die Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe. Nachhaltigkeit müsse dabei ein wichtiges Prinzip bleiben. So würden etwa Aspekte des Umweltschutzes bei den Wiederaufbauprogrammen besonders berücksichtigt. Zugleich wandte sich Füllkrug-Weitzel gegen "Allmachtsphantasien" in humanitären Krisen. Die Vorstellung, im Falle einer Katastrophe unmittelbar allen Menschen helfen zu können, denen im normalen Alltag schon der Zugang zu Nahrung, Wasser und Gesundheitsversorgung fehle, sei "realitätsfern", erklärte sie.
Nena Soeprapto, Projektkoordinatorin der Diakonie Katastrophenhilfe in Indonesien, unterstrich die Bedeutung von Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tsunami-Opfer. "Wenn sie aktiv sind und sich wieder selbständig versorgen, können sie ihr Trauma eher überwinden", erklärte sie. "Eine Arbeit ist vielen Menschen wichtiger als ein neues Haus." Die Diakonie Katastrophenhilfe fördert in Indonesien vor allem Projekte, die Fischerei und Landwirtschaft wieder in Gang bringen, sowie kleine Bäckereien, Schneidereien und Rikscha-Unternehmen.
2004: 180 Hilfsprogramme in 49 Ländern gefördert
Im vergangenen Jahr hat die Diakonie Katastrophenhilfe mit rund 28,8 Millionen Euro 180 Hilfs-programme in 49 Ländern unterstützt. Das Spendenaufkommen belief sich auf rund 11,3 Millionen Euro. Ein Schwerpunkt der Arbeit lag auf der westsudanesischen Krisenregion Darfur. Seit Som-mer 2004 läuft dort ein umfangreiches Hilfsprogramm, mit dem rund 325.000 Menschen versorgt werden. Trotz der prekären Sicherheitslage wird die Arbeit in Kooperation mit lokalen Partnern fortgeführt.
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