Das Erste
"ttt - titel thesen temperamente" am 9. September 2007
München (ots)
"ttt" am Sonntag, 9. September, 23.30 Uhr, kommt vom MDR und hat die Themen:
1. "Die große Gier" - das neue Buch von Hans Leyendecker über die deutschen Korruptionsskandale Es dürfte eine der brisantesten Neuerscheinungen des Bücherherbstes sein: Der wegen seiner Unerbittlichkeit gefürchtete Journalist Hans Leyendecker durchleuchtet die großen Korruptions-Skandale der Republik. "Die große Gier" hat er sein Buch genannt, das die Durchstechereien bei Siemens, VW, Infineon aber auch beim so freundlich daherkommenden Möbel-Giganten IKEA minuziös untersucht. "ttt" hat das streng gehütete Manuskript (Erscheinungsdatum 22. September) vorab gelesen, mit Leyendecker und zwei seiner Kronzeugen gesprochen. Autor: Tilman Jens
2. Porträt Veronica Ferres anlässlich des Films "Die Frau vom Checkpoint Charlie" Sehr blond, sehr groß, sehr deutsch - so wurde Veronica Ferres zum Kino-"Superweib" der 90er Jahre. Bis heute halten sich die Bilder ihres frühen Erfolgs hartnäckig, wie auch das Image der Super-Blondine. Doch mit Ehrgeiz, Disziplin und einem Gespür für große, tragende Rollen hat Veronica Ferres längst ein neues, vielschichtigeres Bild von sich aufgebaut: als Goethes Braut, Heinrich Manns Frau oder Muse von Gustav Klimt. Im Fernsehen spielt sie Frauen, die aus der Not stark werden. Heute ist sie eine der beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands, eine "Quoten-Queen" des deutschen Fernsehens, Werbe-Ikone und Schirmherrin von "Power Child", eines gemeinnützigen Vereins, der sich für die Prävention sexuellen Missbrauchs einsetzt. Ende September ist sie in dem großen ARD-Zweiteiler "Die Frau vom Checkpoint Charlie" zu sehen - Porträt einer lange Unterschätzten. Autor: Lutz Pehnert
3. "Mülltaucher" in New York demonstrieren gegen die Konsumgesellschaft Amerika hat die größten Supermärkte der Welt, die längsten Pizza-Kühltruhen auf dem Globus und die dicksten Joghurtbecher, die man sich vorstellen kann. Auch im Essen sind die USA eine Supermacht - mit merkwürdigen Schattenseiten. Jeden Tag werden 40-50 Prozent aller Lebensmittel in den USA vernichtet. Das sind Millionen Tonnen. Ganze Joghurtpaletten, Kisten mit Gemüse und kartonweise Käse, Eier und Backwaren landen unberührt auf dem Müll. Es ist eine Industrie am Werke, deren Sinn niemand mehr erklären kann. Wenn es Nacht wird in New York und die großen Supermärkte schließen, dann trifft sich mindestens ein Mal pro Woche eine Gruppe von Leuten, die ganz unten in der Nahrungskette rangieren. Ihr Verbrauch taucht in keiner Supermarktbilanz auf. Es sind Dumpster-Diver. Leute, die von Supermarkt zu Supermarkt ziehen und aus den schwarzen Plastiksäcken ihren wöchentlichen "Einkauf" bestreiten. Unter ihnen sind "Freegans", so nennen sich die Aktivisten, die seit Jahren keinen Cent mehr für Essen ausgegeben haben und mit der Vernichtung von Lebensmitteln in gigantischem Ausmaß ein moralisches Problem haben. Sie verstehen nicht, warum sie für Essen bezahlen sollen, während Tonnen von Lebensmitteln auf den Straßen liegen. Ihr kostenloser Einkauf ist vorerst ein symbolischer Protest. Aber die Bewegung des "freeganism" ist über die ganze USA vernetzt. Man organisiert sich über das Internet und will der maßlosen Verschwendung etwas entgegensetzen. "ttt" war bei einer nächtlichen Einkaufstour dabei, hat mit Aktivisten und Anfängern gesprochen und die Buchautorin und Filmemacherin Heather Rogers, die mit ihrem Film "Gone Tomorrow - The Hidden Life of Garbage" den Wegen des US-Mülls nachgespürt hat, befragt. Autor: Ulf Kalkreuth
4 . Einzigartige Ausstellung über Max Beckmanns Zeit im Amsterdamer Exil jetzt in München Die Pinakothek der Moderne München bereitet in Kooperation mit dem Van Gogh Museum in Amsterdam erstmals eine Ausstellung über das Amsterdamer Exil von Max Beckmann vor. Die Flucht ins Exil geschah zu einem dramatischen Zeitpunkt. Unmittelbar nach Hitlers Rede zur Eröffnung der Ausstellung "Entartete Kunst" in München, verließ Max Beckmann am 19. Juli 1937 Deutschland, um nie wieder zurückzukehren. Max Beckmann, einer der bedeutendsten deutschen Maler des 20. Jahrhunderts, lebte danach für zehn Jahre in Amsterdam. Schwere Jahre, die aber zu seinen kreativsten wurden. Zahlreiche seiner Schlüsselwerke über das Mysterium und Drama des Lebens entstanden im Exil, darunter viele Triptychen, voller visionärer Kraft, tiefer Symbolik und farbenprächtig. 70 Jahre nach seiner Flucht kehrt ein großer Teil seines Werkes für eine Ausstellung nach München zurück. Autor: Horst Brandenburg
5. Bernardo Bertolucci bekommt in Venedig den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk Der Name Bernardo Bertolucci steht für die große Zeit des italienischen Kinos. Seine Filme sind nicht nur von hoher ästhetischer Bilderfülle, Bertolucci packt in ihnen auch das ganze Jahrhundert mit seinen Idealen und Ideologien an. Berühmt machte ihn in den 70er Jahren sein Skandalfilm "Der letzte Tango" (mit Marlon Brando): die darin erzählten sexuellen Obsessionen führten in Italien zum Verbot des Films und zur Vernichtung der Filmkopien. In "1900" entwirft er ein marxistisch inspiriertes Epochengemälde vom Klassenkampf zwischen Agrarbourgeoisie und Landarbeitern, zugleich versucht er mit diesem Fünfstundenepos eine Melange zwischen italienischer Kinoästhetik und Hollywoodbesetzung: Burt Lancaster, Robert De Niro, Donald Sutherland und Gerard Depardieu spielen darin die Hauptrollen. Den Kommunisten Bertolucci beschäftigen von Beginn an, mehr noch als die Politik, die Triebe des Menschen und er beruft sich dabei immer wieder auf Freud: ob Inzest in "La Luna" oder Befreiung im sexuellen Rausch in "Die Träumer" (einer Bilanz der 68er-Rebellion), es handelt sich um risikofreudige Studien über die Natur des Menschen. Seine Neugierde auf den Sinn des Lebens befriedigte der Regisseur mit Filmen wie "Little Buddha". Seine Bilderlust erreichte in "Der letzte Kaiser" ihren Höhepunkt. Auf den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig erhält der Musterschüler von Luchino Visconti und Pier Paolo Pasolini den Ehrenlöwen für sein Lebenswerk. "ttt" hat Bertolucci in Venedig getroffen. Autor: Reinhold Jaretzky
Moderation: Evelyn Fischer
Redaktion: Jens-Uwe Korsowsky/ Matthias Morgenthaler
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Burchard Röver
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