Das Erste
"ttt - titel thesen temperamente" am 21. März 2010
München (ots)
"ttt" kommt am Sonntag, 21. März, um 23.05 Uhr, vom Mitteldeutschen Rundfunk und hat die Themen:
1. Mit Dieter Moor auf der Buchmesse Ist die Leipziger Buchmesse echt? Oder ein Plagiat? Was hat sie von anderen Buchmessen übernommen? Fragen, die sich seit dem Skandal um das Literaturstarlet Helene Hegemann und ihr Buch "Axolotl Roadkill" immer mehr Leute stellen. Auch "ttt"-Moderator Dieter Moor natürlich. Was ist Original in Leipzig? Was Übernahme von anderen Messen, die nicht namentlich erwähnt werden? Oliver Zille, Chef der Messe, wird diese Frage beantworten müssen. Günter Grass, Martin Walser und Herta Müller haben hoffentlich ihren Pass dabei. Und ihr neues Buch, falls sie es selbst geschrieben haben. Dieter Moors traditioneller Messerundgang führt ihn dieses Jahr wieder hinein in den Messetrubel und an den wichtigsten Büchern, Ereignissen und den Highlights des Bücherfrühlings knapp vorbei. Autor: Rayk Wieland
2. Nina Hagen - ihre Autobiographie Mit 13 wollte sie "die Janis Joplin von Ost-Berlin" werden. Doch dann wurde Nina Hagen, Tochter der DDR-Schauspielerin Eva-Maria Hagen und Stieftochter des Dissidenten Wolf Biermann, ein Idol ganz eigener Prägung. Ende der 70er Jahre schlug sie wie ein bunt schillernder Meteorit auf die internationale Rockszene ein, mit Hits wie "Ich glotz TV" oder "Unbeschreiblich weiblich, und einer Vier-Oktaven Stimme, die schwankte zwischen Oper und wilder Rock-Exzentrik. Nina Hagen war die Mutter des Punk, zu Hause gleichermaßen in Los Angeles, auf Ibiza und in den Weiten des Universums. Jetzt hat Nina Hagen ihre Biografie geschrieben. Darin beschreibt sie ihre abenteuerliche Jugend in der Bohème Ost-Berlins, ihre kurze Episode als DDR-Rockerin, ihren Aufstieg als Rock-Idol, aber auch die die Begegnungen mit Jesus Christus und mit "teuflischen Drogen, ihre permanente spirituelle Suche. Und warum sie sich letztes Jahr mit 54 Jahren taufen ließ. "Bekenntnisse" hat Nina Hagen ihr Buch genannt. "ttt" hat die Künstlerin und Weltbürgerin in Berlin getroffen. Autorin: Hilka Sinning
3. Massenmord-Tourismus in Kambodscha - Vom schwierigen Umgang mit der grausamen Vergangenheit Nhem En war Fotograf bei den Roten Khmer. Er hat im berüchtigten Folterzentrum Tuol Sleng s/w-Fotos der Gefangenen gemacht, die wenig später erschlagen wurden. Er hat auch Fotos von Pol Pot gemacht. Nhem En plant in den Massenmord- Tourismus einzusteigen und dazu will er ein regelrechtes Pol-Pot-Resort bauen. Die Pläne dafür sind von den Kambodschanischen Behörden genehmigt. Interessierte Touristen sollen zwei Stunden nördlich von den berühmten Tempeln Angkor Vat, eine Ausstellung mit Rote-Khmer-Devotionalien besuchen und können dann in einem Hotel mit Fotos von Pol Pot und anderen Führern der Roten Khmer übernachten. Das Wohnhaus und das Grab von Pol Pot sollen ebenfalls als touristische Attraktionen hergerichtet werden. Auf der anderen Seite gibt es Vann Nath. Er ist einer von nur sieben Überlebenden des berüchtigten Folterzentrums Tuol Sleng (S 21), das die Roten Khmer nach ihrer Machtergreifung 1975 in Phnom Penh in einer ehemaligen Schule errichtet hatten. 13.000 Kambodschaner starben dort, Vann Nath überlebte, da er Maler war und Propaganda-Bilder für Pol Pot malen musste. Während der heute 64 jährige um sein Leben malte, musste er mitansehen, wie andere Gefangene zu Tode gequält wurden. Erlebnisse, die er nach dem Sturz der Roten Khmer 1979 in aufwühlenden Gemälden festhielt. Sie sind heute in dem zur Gedenkstätte umgebauten Folterlager ausgestellt. Mehr als 30 Jahre musste Vann Nath auf Sühne warten. Im letzten Jahr begann schließlich vor dem internationalen Tribunal ECCC in Phnom Penh der Prozess gegen den ehemaligen Lagerkommandanten Kaing Guek Eav, genannt Duch. Er ist der erste Verantwortliche der Roten Khmer, der sich strafrechtlich verantworten muss. Vann Nath schilderte im Sommer 2009 als Augenzeuge die Gräuel vor dem Tribunal. Nach aktuellen Informationen dürfte mit dem Urteil im Frühjahr zu rechnen sein. Für den Maler, der inzwischen schwer erkrankt ist, eine späte Genugtuung. Autor: Jürgen Hansen
4. Der Stierkampf als Weltkulturerbe? Wie der Streit darüber Spanien spaltet Der Stierkampf gehört zu Spanien wie der Walzer zu Österreich. Nur leider ist er blutiger. Während die Städte Madrid, Valencia und Murcia gerade den Antrag gestellt haben, den Stierkampf von der Unesco als Weltkulturerbe anerkennen zu lassen, wird in Barcelona über ein Verbot diskutiert. Tierschützer haben hier 180.000 Unterschriften für ein Volksbegehren gesammelt. Ein Tradition, die jährlich tausende Einheimische und Touristen in die Arenen lockt und schon Künstler wie Picasso oder Hemingway faszinierte einfach verbieten? Wo hört Kultur auf und fängt Barbarei an? Sollte man es schaffen, die "Corridas" als südeuropäisches Kulturgut anzuerkennen, können sie nicht mehr verboten werden. Ein Thema, das noch zu einigen Kämpfen führen wird. "ttt" beschreibt die Lage aus Madrid. Autor: Thomas Schneider
5. Der Pianist Josef Bulva - eine Wiederentdeckung "In Haltung, Klaviertechnik und intelligenter Musikalität war er der brillante Starpianist mit Charisma, sehr kultiviert, sehr erfahren und weltgewandt, mit eleganter Arroganz, diszipliniertem Gefühl und hochanalytischen Verstand", so urteilte der Musikexperte Klaus Seidel über den tschechoslowakischen Ausnahmepianisten zehn Jahre nachdem ein Unfall im Jahre 1996 Bulvas pianistische Laufbahn abrupt beendet hatte. Er war in Ostrava auf vereistem Schnee ausgerutscht und auf eine Glasscherben gefallen, die die Außenkante seiner linken Hand geradezu "zerfledderte". Auch mehrere Operationen, ausgeführt von den besten Handchirurgen der Welt, konnten ihm nicht helfen. Die Hand blieb verformt und steif, der kleine Finger stand ab. Jahrelang als Finanzberater erfolgreich, gab die Musik dennoch nicht auf; setzte sich wieder ans Klavier und probte bis zur Erschöpfung. Sein Bühnen-Comeback Ende letzten Jahres kam bei der Kritik positiv an. Nun kann er seine Berufung wieder leben. Seine Zukunft, so Bulva liege in den Konzertsälen dieser Welt, nicht im Studio: "Will man den Rausch der momentanen Hingabe und Anerkennung, den Kitzel des Sich-Verausgabens in einem Balanceakt auf dem Trapez des Gedächtnisses (wir spielen aus Eitelkeitsgründen auswendig), dann muss man durch den Vorhang aufs Podium." Ein Rausch, den er doppelt genießen kann, hat er doch selbst nicht daran geglaubt, jemals wieder ein Konzert zu geben. Autor: Christian Weisenborn
Moderation: Dieter Moor
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