"Beckmann" am Montag, 24. Januar 2011, um 22.45 Uhr
München (ots)
Streit um die Sicherungsverwahrung - wohin mit den Tätern? Es geht um Mörder, Vergewaltiger und andere Gewalttäter - allein in den letzten Monaten wurden mehr als ein Dutzend Schwerverbrecher freigelassen, nachdem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mehrfach die deutsche Regelung der Sicherheitsverwahrung gerügt hatte. Jetzt streiten Politiker über die Frage: Wohin mit den freizulassenden Tätern? In betroffenen Städten formiert sich wütender Bürgerprotest, Eltern sorgen sich um ihre Kinder. Wie kann die Gesellschaft vor Schwerstverbrechern geschützt werden? Verstößt die Sicherungsverwahrung gegen das Recht auf Freiheit? Und wo liegen die Grenzen der Therapiemöglichkeiten von Wiederholungstätern?
Darüber diskutieren bei "Beckmann":
Jörg Scholz (seine Tochter Carolin wurde 2005 ermordet) Am 15. Juli 2005 wird die 16-jährige Schülerin Carolin Scholz in einem Waldstück vergewaltigt und getötet. Der Täter: ein einschlägig Vorbestrafter, der kurz vor dem Mord aus siebenjähriger Haft entlassen worden war. Seit dem Tod seiner Tochter kämpft Jörg Scholz für ein besseres Justizsystem und eine konsequentere Bestrafung von Gewalttätern.
Prof. Michael Osterheider (Forensischer Psychiater) Er gilt als Kapazität der forensischen Psychiatrie. Seit Jahren arbeitet Prof. Michael Osterheider als Gutachter in Fällen von Gewalt- und Sexualstraftaten - und sagt: Nicht alle Täter sind therapierbar. Deshalb fordert er besondere Einrichtungen, in denen vor allem Triebtäter für immer verwahrt werden können.
Jörg Kinzig (Professor für Strafrecht) Der Kriminologe unterstützt das Urteil der Straßburger Richter und wirft dem deutschen Gesetzgeber Versäumnisse vor: Auch für Straftäter gälten die Menschenrechte, und die Sicherungsverwahrung müsse sich vom Strafvollzug unterscheiden. In einem Rechtsstaat sei ein hundertprozentiger Opferschutz unmöglich.
Dr. Joe Bausch (Gefängnisarzt und "Tatort"-Gerichtsmediziner) Als Arzt der Justizvollzugsanstalt Werl betreut er auch rund 40 Sicherungsverwahrte. Joe Bausch plädiert für frühe therapeutische Maßnahmen in der Sicherungsverwahrung.
Carolin Buttke (Mitglied der Bürgerinitiative Oberhausen gegen eine Therapie-Einrichtung) Die Wut der Bürger ist groß: Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte beschloss die Politik, in der Oberhausener Justizvollzugsanstalt eine Therapie-Einrichtung für etwa 20 Schwerkriminelle einzurichten, die aus der Sicherungsverwahrung entlassen werden müssen. Carolin Buttke ist Mitglied der Bürgerinitiative, die den Standort als gefährlich einstuft: Rund um das Gelände halten sich täglich 4000 Kinder in mehreren Schulen und Kindergärten auf.
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