Das Erste
"Menschen bei Maischberger" am Dienstag, 29. November 2011, 22.45 Uhr im Ersten
München (ots)
Thema: Eben mal die Welt retten: Droht die Ökodiktatur?
Gäste: Enoch zu Guttenberg (Dirigent und Umweltschützer) Hannes Jaenicke (Schauspieler und Umweltaktivist) Claudia Roth (B'90/Grüne, Parteivorsitzende) Martin Lindner (FDP, stellv. Fraktionsvorsitzender) Hans Rudolf Wöhrl (Unternehmer) Roland Tichy (Journalist) Sabine Thümler (Berliner Stadtreinigung)
Enoch zu Guttenberg / "Mit jedem Drücker auf den Lichtschalter, mit jedem Tritt aufs Gaspedal, mit jeder Überseereise im Flugzeug nehmen wir unseren Kindern und Enkelkindern Lebensqualität und möglicherweise sogar Leben", fürchtet Enoch zu Guttenberg, Umweltschützer der ersten Stunde und 1975 Mitbegründer des BUND ("Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland"). "Leider haben wir bis heute nicht viel erreicht, wir fahren mit Vollgas in die ökologische Katastrophe", prophezeit der bekennende Pessimist.
Hannes Jaenicke / Schon mit 15 Jahren wurde der Schauspieler "Greenpeace"-Mitglied: "Man muss nicht zum humorfreien, verbissenen Super-Öko mutieren, um etwas zur Weltrettung beizutragen." Der Buchautor ("Wut allein reicht nicht") lebt nach einer persönlichen "Weltverbesserungsliste zur Rettung der Umwelt", verzichtet beispielsweise auf Wäschetrockner, Weichspüler, Plastikprodukte, große Autos und heizt seine Wohnung nicht wärmer als 17 Grad.
Claudia Roth / "Der Kampf der Grünen gegen die Kernenergie ist noch nicht zu Ende", sagt die Grünen-Chefin. In Gorleben, wo sie auch dieses Mal gegen die Castor-Transporte demonstriert, brauche es einen Baustopp. Die Grünen hätten sich immer gegen die menschliche Hybris gestellt, die blind auf Technikgläubigkeit gesetzt habe. "Wir werden erst Ruhe geben, wenn auch das letzte AKW abgeschaltet ist", verspricht Claudia Roth. Denn: "Intelligenz und Atomkraftbefürworter - das schließt sich aus."
Martin Lindner / Der Vize-Fraktionschef der FDP im Bundestag kritisiert die "ideologische Sturheit" der grünen Bewegung in Deutschland. "Dieses Absolute, dieses Bevormundende der Grünen und ihrer Freunde" nerve ihn ungemein. "Die behaupten: Wenn wir nicht mehr Auto fahren und nicht mehr mit Flugzeugen reisen, dann wird die Erderwärmung sofort aufhören", meint Martin Lindner. Das sei doch lächerlich.
Hans Rudolf Wöhrl / Der international tätige Unternehmer ist überzeugt: "Wir leben in einer Ökodiktatur!" Was unter dem Deckmantel des Umweltschutzes daherkäme, habe für den Industriestandort Deutschland gravierende Wettbewerbsnachteile. Und auch als Privatmann wehrt sich Hans Rudolf Wöhrl gegen überzogene Gesetze und Verordnungen: "Die Politik ist nicht dafür da, den Menschen allen Spaß zu nehmen!"
Roland Tichy / Er hortet Glühbirnen, weil er Quecksilber in den Energiesparlampen fürchtet. Biosprit hält er für ein Verbrechen an der Menschheit und der Umwelt. Die Wärmedämmung von Häusern ist in seinen Augen eine architektonische Verschandelung und schädlich für das Raumklima. Windräder verwüsteten die Natur. Der Chefredakteur der "Wirtschaftswoche" kritisiert einen "blinden Aktionismus" der Umweltpolitik. Viele Maßnahmen würden die Umwelt erst richtig bedrohen, glaubt Roland Tichy.
Sabine Thümler / Drei Mülleimer und je eine Box für Papier und Glas - für die Sprecherin der Berliner Stadtreinigungsbetriebe, ist rigoroses Mülltrennen nicht übertrieben, sondern notwendig. "Wir können die Welt nicht im Alleingang retten, aber irgendeiner muss anfangen." So werde aus dem Berliner Biomüll künftig Biogas gewonnen, mit dem die Müllabfuhr ihre Autos betreibt. "Das ist ein Kreislauf zum Anfassen", sagt Sabine Thümler.
"Menschen bei Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH. (Redaktion: Hans-Georg Kellner)
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