Menschen bei Maischberger am Dienstag, 21. Mai 2013, um 22.45 Uhr Das Thema: "Schockdiagnose Alzheimer: Unheimlich und unheilbar?"
München (ots)
Gäste:
Lisa Fitz (Mutter demenzkrank, Kabarettistin) Eva Jacob (Schwester demenzkrank, Sängerin der "Jacob Sisters") Gabriele Briem (Ehemann demenzkrank) Helga Rohra (demenzkrank) Prof. Dr. Frank Jessen (Alzheimer-Experte) Jens Spahn (Gesundheitspolitischer Sprecher, CDU)
Lisa Fitz
Seit Jahren ist ihre Mutter demenzkrank. Seit einigen Monaten erkennt Molly Fitz ihre Tochter nicht mehr. Trotzdem hat Lisa Fitz keine Angst vor der Krankheit: "Ich finde, ein Mensch hat, wenn er alt wird, das Recht, sich geistig langsam zu verabschieden." Nach einem Oberschenkelhalsbruch musste die fast 90-jährige Molly Fitz in ein Pflegeheim ziehen, in der Nähe des Hauses ihrer Tochter. Für die Kabarettistin die beste Entscheidung: "Meine Mutter ist dort bestens versorgt. Die Betreuer leisten eine tolle Arbeit."
Eva Jacob
"Johanna glaubt, sie lebt auf einem Kreuzfahrtschiff" war eine der Schlagzeilen aus dem letzten Oktober, als die Demenz-Diagnose bekannt wurde. Die Älteste der legendären "Jacob Sisters" war in die Klinik gefahren worden, weil sie plötzlich einen verwirrten Eindruck machte. Ihre jüngere Schwester Eva stand unter Schock, als sie die Nachricht von der Demenz erhielt. Johanna Jacob lebt seither betreut in einer Seniorenresidenz. Eva Jacob besucht sie mindestens drei Mal in der Woche: "Dann singen wir auch zusammen, die Texte weiß sie noch alle", berichtet die kleine Schwester.
Gabriele Briem
Seit sechs Jahren pflegt sie ihren dementen Mann. Seine Persönlichkeit veränderte sich. Er wurde aggressiv, schlug zu und spuckte. Heute ist der frühere Journalist und PR-Unternehmer ein Schwerstpflegefall. Nur mit der Hilfe von Freunden und einem ambulanten Pflegedienst kann seine Frau den Pflegealltag bestreiten. Die finanzielle Belastung bringt Gabriele Briem an ihre Grenzen. Trotzdem möchte sie ihren Mann zu Hause behalten: "Auf keinen Fall soll er in einem Heim leben müssen."
Helga Rohra
Die Diagnose vor sechs Jahren traf die damals 54-Jährige hart: Sie leidet an einer Demenzform, die der Alzheimer-Krankheit ähnelt und doch andere Symptome hat. Monatelang verschwieg die allein erziehende Mutter ihre Krankheit. Den Schritt in die Öffentlichkeit empfand Helga Rohra schließlich jedoch als Befreiung. Die ehemalige Dolmetscherin schrieb ein Buch über ihre Erfahrungen, hält Vorträge in ganz Deutschland und stellt selbstbewusst klar: "Wir können noch viel leisten. Inzwischen ist die Angst bei mir auch nicht mehr so groß."
Prof. Dr. Frank Jessen
"Demenz ist die schwerste Erkrankung, die das Gehirn haben kann. Sie führt zu einem vollständigen Funktionsverlust des Gehirns, und zwar deutlich schneller als der normale Alterungsprozess", sagt der Mediziner. Heilung werde es in den nächsten Jahrzehnten nicht geben, aber man könne die Krankheit hinauszögern, wenn sie früh genug erkannt werde. Prof. Jessen erforscht Gedächtniserkrankungen im Alter wie Alzheimer und Demenz an der Bonner Universitätsklinik und dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).
Jens Spahn
Die Bundesregierung habe die Leistungen für Demenzkranke deutlich verbessert, sagt der Bundestagsabgeordnete. "Insbesondere der ambulante Bereich wurde gestärkt, damit Demenzkranke von ihren Angehörigen zu Hause gepflegt und betreut werden können", sagt Jens Spahn. Eine komplette Kostenübernahme familiärer Betreuung allerdings hält der CDU-Politiker aber für nicht machbar und auch nicht für wünschenswert.
"Menschen bei Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH.
Redaktion: Carsten Wiese und Hans-Georg Kellner
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