"Menschen bei Maischberger" am Dienstag, 8. April 2014 um 22.45 Uhr
München (ots)
Das Thema:
"Feindbild Islam: Wird der Hass geschürt?"
Über 4 Millionen Muslime leben schätzungsweise in Deutschland. Trotzdem findet das Bekenntnis des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff - "Der Islam gehört zu Deutschland" - gleichermaßen Zustimmung wie Ablehnung. Die These, der Islam sei eine gewaltbereite, totalitäre Religion und unterwandere unser westliches Wertesystem, wird aktuell wieder verschärft diskutiert. Warum? Müssen wir den Islam wirklich fürchten?
Gäste
Antonia Rados (Auslandskorrespondentin) Wolfgang Bosbach, CDU (Vorsitzender des Innenausschusses) Cem Özdemir, B´90/Grüne (Parteivorsitzender) Hamed Abdel-Samad (Islamkritiker und Politologe) Lamya Kaddor (Vorsitzende Liberal-Islamischen Bundes)
Antonia Rados
Die RTL-Journalistin ist seit Jahrzehnten im Nahen Osten unterwegs und ist in dieser Zeit zu einer exzellenten Islamexpertin geworden. Für ihr aktuelles Buch "Die Bauchtänzerin und die Salafistin" hat sie unter teilweise widrigen Umständen in der radikal-islamischen Gruppierung der Salafisten recherchiert. "In Europa erleben wir derzeit eine Art Stellvertreter-Krieg. Der Machtkampf im Nahen Osten wird dort sogar in den Familien ausgefochten. Die Muslime bei uns identifizieren sich teilweise mit diesem Machtkampf, weswegen einige nach Syrien gehen", sagt Antonia Rados.
Wolfgang Bosbach, CDU
Gibt es einen Islam-Rabatt für Straftäter in Deutschland? In der aktuellen Debatte nach dem Urteil gegen einen deutsch-afghanischen Mörder bezieht der CDU-Innenexperte klar Stellung: "Es darf keinen Rabatt für Täter geben, die sich auf religiöse Motive berufen. Maßstab darf bei uns nur die deutsche Rechts- und Werteordnung sein, nicht die der Scharia". Wolfgang Bosbach warnt seit Jahren vor den Gefahren des radikalen Islamismus in Deutschland.
Cem Özdemir, B´90/Grüne
"Es kann keinen Zweifel daran geben, dass der Islam, der Teil unseres Landes ist, unter dem Dach unseres Grundgesetzes gelebt werden muss", sagt der Grünen-Politiker: "Wir können Hassprediger nicht dulden." Doch diese in einem Atemzug mit den muslimischen Migranten zu nennen, sei blanker Populismus. "Das verschärft die Debatte, ohne einen Lösungsvorschlag zu unterbreiten", sagt der Vorsitzende der Grünen.
Hamed Abdel-Samad
Der deutsch-ägyptische Publizist hat nicht nur in Deutschland Aufsehen erregt mit seiner These, dass im Islam "faschistoide Züge" angelegt seien. In seinem Geburtsland wurde er von ägyptischen Imamen mit einer weltweiten, lebenslangen Fatwa, einem "göttlichen Rechtsgutachten", belegt, das ihn zum Tode verurteilt. Er habe den Islam und seinen Propheten Mohammed beleidigt. Seitdem benötigt er auch in seiner Heimat Deutschland Polizeischutz. Doch Hamed Abdel-Samad (Buch: "Der islamische Faschismus") bleibt bei seiner Kritik: "Der Islam will die Gesellschaft von oben dominieren, die Gesetze bestimmen und die Herrschaftsstrukturen vorgeben. Das alles lässt sich mit einer modernen Demokratie nicht vereinbaren".
Lamya Kaddor
Sie gilt als die "Galionsfigur des liberalen Islams in Deutschland" ("Die Zeit"). Als sie erfuhr, dass fünf ihrer ehemaligen Schüler nach Syrien in den Dschihad gezogen sind, war die Religionslehrerin und Islamwissenschaftlerin schockiert: "Ich hätte nie gedacht, dass sie sich in so kurzer Zeit radikalisieren lassen würden!" In ihrem Debattenbuch "Muslimisch, weiblich, deutsch" beschrieb Lamya Kaddor ihren Weg zu einem zeitgemäßen Islam.
"Menschen bei Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH.
Redaktion: Carsten Wiese
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