Das Erste: "Menschen bei Maischberger" am Dienstag, 30. September 2014, um 22.45 Uhr
München (ots)
Das Thema:
25 Jahre Wende: War die DDR Heimat oder Unrechtsstaat?
Ungarn, Prag, Montagsdemos: Die Wochen rund um den 30. September 1989 gehören zu den aufregendsten der deutschen Geschichte. Am Ende stand der Untergang der DDR. Auch ein Vierteljahrhundert später fragen wir uns: Warum ging das sozialistische Experiment schief? Gab es nicht Vorbildliches - von der Kinderbetreuung bis zur Vollbeschäftigung? War der Zusammenhalt vielleicht sogar größer als im Westen? Warum aber wollten viele Menschen raus aus der DDR, fühlten sich unterdrückt, unfrei, hatten Angst vor Repressalien einer Diktatur?
Gäste Dagmar Frederic (Sängerin und Entertainerin) Ernst Elitz (Journalist) Peter-Michael Diestel (Letzter DDR-Innenminister) Ingo, Egbert und Holger Bethke (Brüder, flohen aus der DDR) Ellen Thiemann (Autorin und Stasi-Opfer) Dagmar Frederic Sie war in der DDR ein großer Star und blieb auch nach der Wiedervereinigung populär, moderierte zahlreiche Musiksendungen. Matthias Platzeck, der langjährige SPD-Ministerpräsident Brandenburgs, nannte sie "Valente des Ostens". Selbstbewusst steht Dagmar Frederic zu ihrem eigenen Leben in der DDR: "Ich hatte keine Repressalien zu erleiden. Ich persönlich habe positive Erinnerungen an die DDR", sagt die Entertainerin. Ernst Elitz Der langjährige ARD- und ZDF-Moderator ("Pro und Contra", "Kennzeichen D") erlebte als gebürtiger Ost-Berliner den Kalten Krieg. Als Student in West-Berlin wurde er durch den Mauerbau jahrelang von seiner Mutter getrennt. Als Berlin-Korrespondent des ZDF berichtete er immer wieder aus der DDR: "Da hat man gleich gesehen, wie marode das Land war und wie der Staat seinen eigenen Bürgern misstraute", sagt der Journalist: "Ich war froh und beglückt, als die Mauer fiel und die DDR endlich weg war." Peter-Michael Diestel "Die DDR war eindeutig kein Unrechtsstaat. Es war ein sozialistisches Rechtssystem, das wir uns nicht ausgesucht haben, in dem aber Mörder verurteilt, Ehen geschlossen und geschieden sowie Erbschaften abgewickelt worden sind", sagt der letzte Innenminister der DDR. Der CDU-Politiker arbeitet heute als Rechtsanwalt und gilt als erste Adresse für Menschen mit DDR-Vergangenheit. Den heutigen Rechtsstaat habe er mit Gleichgesinnten erkämpft und erstritten und sei stolz darauf: "Ich hätte mein Vaterland nie verlassen und den Kommunisten überlassen!" Ingo, Egbert und Holger Bethke Dreister hat niemand je die DDR blamiert, schrieb kürzlich "Spiegel Online". Einer nach dem anderen flohen die Brüder, die in einer linientreuen Familie groß wurden, aus der DDR in den Westen. Ingo 1975 per Luftmatratze über die Elbe, Holger 1983 mit einer Seilwinde über den Todesstreifen - und Mai 1989 der Coup: Im Morgengrauen holten die beiden Brüder den dritten im Bunde, Egbert, mit Leichtflugzeugen mitten in Berlin-Ost ab und flogen nach Berlin-West. Es wurde eine der spektakulärsten und gefährlichsten Fluchten aus der DDR. Ellen Thiemann Wegen versuchter Republikflucht saß die Journalistin jahrelang im berüchtigten DDR-Frauenknast Hoheneck, erfuhr Folter und Zwangsarbeit. Nach ihrer Entlassung floh Ellen Thiemann mit ihrem Sohn nach Köln. Nach der Wende machte sie eine schmerzliche Entdeckung: ihr eigener Ehemann, in der DDR erfolgreicher Fußballer und Sportreporter, war Stasi-Spitzel und hatte seine eigene Frau verraten. Heute warnt Ellen Thiemann vor einer Verharmlosung der DDR: "Noch immer leben alte rote Stasi-Socken unbehelligt unter uns und ihre Opfer sind die Dummen!"
Redaktion: Klaus-Michael Heinz
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