Das Erste: "ttt - titel thesen temperamente" (BR) am Sonntag, 6. August 2017, 23:35 Uhr
München (ots)
"ttt" von den Salzburger Festspielen
Vieles ist in diesem Jahr neu bei den Salzburger Festspielen. In seinem ersten Jahr als Intendant hat der Künstler und Pianist Markus Hinterhäuser einen klaren Anspruch formuliert: Kunst hat immer auch die Aufgabe, die Welt zu reflektieren. Folgerichtig lautet das Thema der Festspiele "Strategien der Macht". Hinterhäuser hat für viele Neuinszenierungen alte Freunde, auch aus der bildenden Kunst, verpflichtet. Die iranisch-amerikanische Filmemacherin und Künstlerin Shirin Neshat führt erstmals Opernregie: Guiseppe Verdis "Aida", in den Hauptrollen Anna Netrebko und Francesco Meli, am Dirigentenpult Riccardo Muti. William Kentridge zeigt eine Ausstellung im Museum am Mönchsberg und führt Regie bei Alban Bergs "Wozzeck". Auch eine Mozart-Oper darf in Salzburg nicht fehlen. Teodor Currentzis hat seinen Chor MusicAeterna aus Perm mitgebracht und gemeinsam mit Regisseur Peter Sellars ein Konzept entwickelt, das Mozarts Werk "La Clemenza di Tito" um den Herrscher Titus in einen aktuellen Kontext rückt und zu einem überwältigenden Appell für Menschlichkeit und Milde in Zeiten des Terrors macht. Dass es Hinterhäuser gelungen ist, Currentzis und sein Ensemble nach Salzburg zu locken, ist als künstlerischer Coup zu werten. Bis zu zwölf Stunden Proben am Tag sind für die Musiker keine Ausnahme. Wie außergewöhnlich der Anspruch und die musikalische Botschaft von Teodor Currentzis sind, zeigt "ttt" in einem Porträt des Dirigenten. Natürlich wird in der Sendung auch der neue Jedermann besprochen, mit Tobias Moretti in der Titelrolle und Stefanie Reinsperger als vitaler, lebensnaher Buhlschaft an seiner Seite. Max Moor mischt sich in der Festspielgasse unter das Publikum der "Lady Macbeth"-Premiere. Und Mariss Jansons zeigt bei seinem Opern-Debüt in Salzburg einmal mehr, dass er Schostakowitsch dirigieren kann wie kein anderer. Regisseur Andreas Kriegenburg entblößt mit seiner klugen Inszenierung die Absurdität dieses Dramas um unerfüllte Sehnsüchte und den Kampf zwischen Mann und Frau. Soviel lässt sich auf jeden Fall jetzt schon sagen: Salzburg ist in diesem Jahr ein Festival der starken Frauen und der leisen Männer und löst seinen Anspruch, unterschiedliche Spielarten der Macht zu deklinieren, auf jeden Fall ein.
Im Internet unter www.DasErste.de/ttt
Moderation: Max Moor
Redaktion: Sylvia Griss (BR)
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