"Maischberger" am Mittwoch, 11. Oktober 2017, um 22:45 Uhr
München (ots)
Das Thema: "Xavier und die Wetterextreme: Kippt unser Klima?"
Sintflutartige Regenfälle, die im Sommer ganze Städte lahmlegten, Herbststürme, die letzte Woche Tote forderten. Mit ungewohnter Wucht erleben wir in diesen Wochen Auswirkungen heftiger Wetterlagen auf unseren Alltag. Nehmen die Wetterextreme tatsächlich zu? Sind sie eine Folge des Klimawandels? Hat die Politik trotz aufwändiger Klimaabkommen versagt? Muss der Staat bei unserem Konsum radikaler eingreifen, beispielsweise SUVs und Flugreisen mit drastischen Steuererhöhungen belegen?
Die Gäste:
Jörg Kachelmann (Meteorologe) Dorothee Bär, CDU (Staatssekretärin) Bärbel Höhn, B'90/Grüne (ehem. NRW-Umweltministerin) Hans Joachim Schellnhuber (Klimaforscher) Alex Reichmuth (Wissenschaftsjournalist)
Jörg Kachelmann
"Sturmtief Xavier war ein normaler Herbststurm. Den hätte es so auch schon vor vierhundert Jahren gegeben. Nur weil in ganz Norddeutschland keine Bahn fuhr, glauben die Menschen, es war etwas was ganz Wildes", sagt der Schweizer Wetterexperte. Grundsätzlich könne man nicht sagen, dass die Wetterextreme zunähmen und mit dem Klimawandel zu tun hätten. Es sei allerdings wichtig, so der Meteorologe, mit endlichen Ressourcen schonender umzugehen, beispielsweise mehr Wind- und Solarenergie zu nutzen und Tempolimits einzuführen.
Dorothee Bär
Die CSU-Politikerin bekennt sich zu den europäischen Klimazielen, die Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um mindestens 80 Prozent zu reduzieren. Allerdings betont sie, sollte das nicht zu Lasten der Bürger und der Wirtschaft gehen oder Arbeitsplätze gefährden. Außerdem müsse die deutsche Infrastruktur auf Extremwetterereignisse vorbereitet werden, betont die Staatssekretärin im Verkehrsministerium. Dieselfahrverbote schließt Dorothee Bär aus. "Wir brauchen für klimafreundliche Autos Anreize statt Verbote. Wir wollen den sauberen Diesel."
Bärbel Höhn
Die Grünen-Politikerin glaubt, dass es Temperaturschwankungen und schwere Orkane zwar schon immer gegeben habe, aber nicht so viele Extreme in so kurzer Zeit. "Klimaexperten haben diese Extremwetter vorhergesagt. Wir dachten nur, es kommt später", sagt Bärbel Höhn. Die scheidende Bundestagsabgeordnete attackiert die Bundesregierung für ihre Klimapolitik: "In den vergangenen acht Jahren hat Angela Merkels Regierung null erreicht, was Klimaschutz angeht." In einer möglichen Jamaika-Koalition müsse ein schneller Ausstieg aus der Kohleenergie vereinbart werden, fordert die ehemalige Ministerin für Umwelt in Nordrhein-Westfalen.
Hans Joachim Schellnhuber
Deutschlands prominentester Klimaforscher stellt fest: "Das Jahr 2017 zeigt uns auf bitterste Weise, warum die Wissenschaft seit Jahrzehnten vor dem Klima-Chaos warnt. Die Elemente Feuer, Wasser und Luft wenden sich nun gegen uns, weil wir den Planeten aus dem Gleichgewicht bringen." Wenn der Klimawandel nicht gebremst würde, so der Direktor des Instituts für Klimafolgenforschung, gäbe es irgendwann Bedingungen, die sogar Hurrikans in Europa möglich machen könnten. Außerdem stehe zu befürchten, "dass in den nächsten Jahrzehnten die Sahara nach Europa vordringt", prophezeit Prof. Hans Joachim Schellnhuber, der die Bundesregierung und den Papst in Klimafragen berät.
Alex Reichmuth
"Ich bin Klimaskeptiker", sagt der Wissenschaftsredakteur der Schweizer "Weltwoche". "Denn kaum ein Mensch weiß, was mit dem Klima geschieht." Der Mathematiker und Physiker hält den Einfluss des Menschen auf das Weltklima für alles andere als bewiesen. Dagegen warnt Alex Reichmuth vor den Folgen, die das Pariser Klimaabkommen haben könnte: "Die Umsetzung hätte katastrophale Folgen für die Menschheit. Hunger und der Zusammenbruch der Energieversorgung wären die Konsequenz." Von fossilen Brennstoffen könnte die Menschheit noch Jahrhunderte abhängig sein. "Zugrunde gehen werden wir daran nicht", glaubt der Journalist.
"Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH. "Maischberger" im Internet unter www.DasErste.de/maischberger Redaktion: Elke Maar (WDR)
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