"ttt - titel thesen temperamente" (MDR) am Sonntag, 28.Juli 2019, um 23:40 Uhr
München (ots)
Die geplanten Themen:
50 Jahre Woodstock-Festival
Woodstock ist eine mythische Konstruktion, an der alle schön mitgebastelt haben. 32 Bands. 400.000 Zuschauer. Und alle so richtig gut drauf. Aber erst der bald folgende Film über "Woodstock" machte aus dem Konzert ein kollektives Erlebnis. Eigentlich so wie bei den Pyramiden. Die wenigsten waren dort, aber jeder weiß, wie es ist. Zum 50. Jubiläum zeigt nun der ARD-Dokumentarfilm "Woodstock: Three Days That Defined a Generation" von Barak Goodman wie es wirklich war. Keine Korrektur unserer wilden Fantasien, aber endlich wird auch fern der Bühne miterlebbar, wie es sich angefühlt haben könnte. Goodman bekam von Warner Bros und vielen amerikanischen Archiven uneingeschränkten Zugang zum damals gedrehten Material. Er wertete 40 Stunden nie zuvor gesehenes Material aus. In seinem Film verzichtet Goodman auf die Gesichter von heute und konstruiert die Geschichte aus dem Archivmaterial, dadurch wirkt der Film unmittelbar. "Es war nicht als politische Veranstaltung geplant. Woodstock verweigerte sich sogar der politischen Aussage. Und wurde am Ende gerade deshalb zum politischen Großereignis", sagt Goodman. "Woodstock war ein kosmischer Unfall", sagt der Fotograf Elliott Landy, der die drei Tage umfassend dokumentierte. "Ein utopischer Moment in der Geschichte der Menschheit". "ttt" hat Goodman und Landy in New York besucht. Autor: Andreas Krieger
"Die Gesellschaft des Zorns" Ist die rechtspopulistische Bewegung nicht bereits umfassend erforscht? Keineswegs, sagt die Soziologin Cornelia Koppetsch und gibt in ihrem exzellenten Buch "Die Gesellschaft des Zorns" verblüffende Erklärungen für deren Entstehung. Gegen die üblichen Klischees (abgehängte Unterschichten, soziale Benachteiligung, Fremdenfeindlichkeit) macht sie die Globalisierung mit ihren neuen Arbeitsmärkten verantwortlich. Koppetsch versteht das Aufkommen der populistischen Bewegungen als eine Art Konterrevolution gegen Globalisierungs- und Transnationalisierungsprozesse. Sie sieht die Trennlinien nach dem Fall der Mauer nicht mehr zwischen Ost und West, sondern in der forcierten Entgrenzung der Welt, der Märkte und der davon profitierenden liberalen Mittelschicht auf der einen Seite. Auf der anderen Seite steht ein im nationalen Wohlfahrtsstaat beheimatetes Milieu, das sich zunehmend entfremdet fühlt. Autor: Norbert Kron
Starker Auftritt - DDR-Kunst-Ausstellung Der Herbst wirft seine Schatten voraus, aber es sind erst einmal Lichter. Die Ausstellung "Point of No Return. Wende und Umbruch in der ostdeutschen Kunst" ist eine kräftige Setzung von Kunst aus der DDR, 300 Werke von mehr als 100 Künstlern. Bemerkenswert daran ist, dass die ehemaligen Dissidenten und Künstler der 'Mitte' mit den sogenannten Staatsmalern zusammen ausgestellt werden. Schnittpunkt für alle ist nicht nur der Point of No Return im Herbst 1989, sondern die Jahre sowohl 'vorher' als auch 'hinterher'. Viele Biographien und Werke sind kombiniert und die Entscheidungen der Künstler, Points of No Return. Die Kuratoren Alfred Weidinger, Direktor des Leipziger Bildermuseums, der Berliner Christoph Tannert und der Dresdner Paul Kaiser wollen damit der Kunst aus dem Osten auch zu einer besseren Akzeptanz verhelfen. Autor: Meinhard Michael
Der Fotograf Gideon Mendel
Wie sich der Klimawandel auswirkt, ist bekannt: extreme Wettersituation, schmelzende Pole, ein stetig steigender Meeresspiegel. Der aus Südafrika stammende Fotograf Gideon Mendel hat sich zur Aufgabe gemacht, die drastischen Folgen des Klimawandels zu dokumentieren. Für sein Langzeitprojekt "Drowning World" fotografiert er seit 2007 Überlebende von Flutkatastrophen. Den Porträtierten steht das Wasser buchstäblich bis zum Hals - in einer ertrinkenden Welt. Die Menschen auf seinen Fotos leben nicht nur in besonders stark betroffenen Weltregionen und Ländern wie Brasilien, Bangladesch oder Indien. Mendel zeigt auch Opfer von immer häufiger auftretenden Überschwemmungen in Großbritannien, Deutschland oder Frankreich. Mendels Protagonisten haben ihr Hab und Gut verloren, viele werden nie in ihre Heime zurückkehren können. Sie schauen dem Betrachter direkt in die Augen, umspült von den dreckigen Fluten. Es sind Bilder von tiefer Menschlichkeit in einer dystopischen Welt. Die Menschenwürde ist ein zentraler Schlüssel zu der Arbeit von Gideon Mendel, der heute in London lebt. Er hat Aidspatienten in Afrika porträtiert, Obdachlose auf Englands Straßen und Flüchtlinge in dem inzwischen aufgelösten Lager "Der Dschungel" bei Calais. Globale und gesellschaftliche Problemzonen sind eine Konstante in Mendels Bildern, ebenso wie eine herausragende ästhetische Qualität, die weit über das Dokumentarische hinausgeht. "ttt" hat Gideon Mendel in London getroffen. Autorin: Hilka Sinning
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Moderation: Max Moor
Redaktion: Jens-Uwe Korsowsky / Matthias Morgenthaler (MDR)
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