Das Erste: "ttt - titel, thesen, temperamente" (NDR) am Sonntag, 1. März 2020, um 23:35 Uhr
München (ots)
Die geplanten Themen: Gegen die Spaltung der Gesellschaft - Michael Kraskes schonungsloses Buch "Der Riss" Es ist etwas faul im Staate... Das konstatiert der Autor Michael Kraske in seinem Buch "Der Riss". Darin beschreibt er detailliert, wie die "Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört". Dabei geht es ihm nicht darum, den "Osten" pauschal zu verurteilen. Vielmehr sucht er nach den Gründen für den Rechtsruck, der ja nicht von jetzt auf gleich passiert, sondern gewachsen ist - schon vor 1989 und in den Jahren danach. Kraske benennt offen Missstände, zeigt das systematische Versagen von Politik, Polizei und Justiz - und wie sehr die Radikalisierung der Gesellschaft schon fortgeschritten ist. Und er fordert ein umfassendes politisch-gesellschaftliches Gesamtkonzept. "ttt" trifft Michael Kraske in Leipzig und spürt dem Riss in unserem Staat nach. Der Erfinder des Populismus - Ein neuer Blick auf Benito Mussolini "M - Der Sohn des Jahrhunderts": Schon der Titel des großen Romans von Antonio Scurati ist Programm. Er erzählt im ersten seines auf drei Bände angelegten Werks minutiös die Anfangsjahre von Benito Mussolini und seiner faschistischen Bewegung. Aber das Kürzel "M" und die Verbindung mit dem 20. Jahrhundert zeigen, dass es dem Autor um mehr geht. Er schildert Mussolini als einen Typus, der die Politik revolutioniert hat: Instinkt statt Argumente, Spiel mit den Ängsten der Bevölkerung, markante Rhetorik, Selbststilisierung als Retter der Nation. Dieses Muster, sagt Scurati, finden wir heute bei allen Populisten wieder. Mussolini hat es geschafft, sagt er im "ttt"-Interview, ohne ein eigenes Programm, ohne eine politische Theorie zum "Duce" eines ganzen Landes zu werden. Historisch genau bis ins Detail und gleichzeitig mit psychologischem Tiefgang entwirft dieser Roman ein erschreckend aktuelles Bild von den Mechanismen rechter Politik Pionierin der abstrakten Malerei - Film und Biografie über Hilma af Klint Sie malte, wie niemand zuvor. 1906 schuf Hilma af Klint das erste abstrakte Bild der Welt. Doch 100 Jahre lang war das vergessen, Kandinsky, Mondrian oder Malewitsch galten als Begründer der Abstrakten Kunst. "Die Kunstgeschichte muss umgeschrieben werden", fordert die Kunsthistorikerin Julia Voss und legt jetzt eine umfassende Biografie der schwedischen Malerin vor. Zeitgleich kommt Anfang März ein Film über Hilma af Klint ins Kino: "Jenseits des Sichtbaren". Auch Filmemacherin Halina Dyrschka fragt, warum man diese Künstlerin bis heute kaum kennt. Klar, sie ist eine Frau. Dann hatte sie auch verfügt, dass ihr mehr als 1000 Bilder umfassendes Werk erst 20 Jahre nach ihrem Tod gezeigt werden durfte. Doch bis vor wenigen Jahren wollten die großen Museen der Welt nichts von ihr wissen. Filmemacherin Halina Dyrschka und Biografin Julia Voss machten sich auf Spurensuche, lernten Schwedisch, wühlten sich durch Archive und entdecken eine mutige, starke Frau, eine Pionierin der abstrakten Malerei. Forscher, Reisender, Künstler - Portrait Julian Charrière Ein Mann klettert auf einen Eisberg und bearbeitet ihn stundenlang mit einem Bunsenbrenner. Er will ihn zum Schmelzen bringen und lässt sich dabei fotografieren. Der Mann mit dem Bunsenbrenner ist der Schweizer Künstler Julian Charrière. Für seine Kunst ist ihm keine Anstrengung zu groß: Er brachte 22 Tonnen Salz zur Biennale nach Venedig. Sie stammen aus Bolivien, wo unter dem Salz Lithium abgebaut wird, das für Smartphone-Akkus genutzt wird. Oder er filmte eine Palmölplantage und machte daraus einen abendfüllenden Film, der eine scheinbar unendliche menschenleere Welt zeigt. Er reiste in ein militärisches Sperrgebiet in Kasachstan oder besuchte das Bikini-Atoll der Pazifischen Inseln, wo die USA in den 1940er Jahren nukleare Tests durchführten. Die Kunstwerke, die auf solchen Reisen und danach im Berliner Atelier entstehen, lassen sich nur schwer fassen: Die Filme und Installationen sind mehrdeutig und beziehen sich eben doch auf konkrete Orte und historische Geschehnisse. Politisch, aber nicht platt. Engagiert, aber gleichzeitig ästhetisch. Für seinen neuen Film "Towards No Earthly Pole" drehte Charrière in Arktis und Antarktis: Eisberge bei Nacht, wie aus einer anderen Welt. Berlinale 2020 - Wer hat den Bären gewonnen? Es war die 70. Berlinale und die erste unter der neuen Leitung von Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek. Am Wochenende enden die "Internationalen Filmfestspiele Berlin" mit der traditionellen Verleihung der Bären. "ttt" stellt einen der Gewinner vor. Moderation: Max Moor Redaktion: Edith Beßling, Christine Gerberding, Niels Grevsen, Melanie Thun (NDR) Im Internet unter www.DasErste.de/ttt
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