"ttt - titel, thesen, temperamente" (MDR) am Sonntag, 5.Juli 2020, um 23:35 Uhr
München (ots)
Die geplanten Themen:
Omri Boehm: "Israel - eine Utopie" Ein brisantes Buch zu einem brisanten Zeitpunkt: Wenige Tage, bevor die Regierung Netanjahu ab dem 1. Juli über die Annexion von Teilen des Westjordanlandes entscheidet, legt einer der brillantesten Intellektuellen Israels, der Philosoph Omri Boehm, eine klug-provokante Streitschrift vor. In der geißelt er etwa das Vorgehen seines Landes gegen die Palästinenser und plädiert für eine binationale Föderation von Juden und Palästinensern. Die Zurückhaltung, die sich viele deutsche Denker in der Auseinandersetzung mit Netanjahus Politik auferlegen würden, hält Boehm für einen grundlegenden Fehler. "Ein Deutscher, der in Bezug auf die israelische Politik Selbstzensur übt, weigert sich den Standunkt der Aufklärung einzunehmen, sobald er sich mit jüdischen Angelegenheiten beschäftigt. Er weigert sich buchstäblich, selbst zu denken."ttt" diskutiert Boehms höchstaktuelle Wortmeldung: "Israel - eine Utopie" ist soeben erschienen. Autor: Tilman Jens
"Zero Waste"- Neue Ausstellung im Museum der bildenden Künste Leipzig Leipzig, Bildermuseum. Ein Spielzeug-Automat steht am Eingang der neuen Ausstellung, gefüllt mit durchsichtigen Plastikbällen voller Spielzeuge. Soldaten, Tierfiguren, lustige Ponys. Kleine Ikonen der eigenen Kindheit - die meisten Teile kennt man, hatte sie selber im Spielzimmer. Damals. Jetzt sind sie wieder da. Die Objekte in den Plastikkugeln stammen allerdings allesamt aus den Mägen verendeter Laysanalbatrosse, die mitten im Pazifik auf einem hawaiianischen Atoll nisten - über 3.600 km vom nächsten Festland entfernt. So schockierend die Betrachtungsgegenstände und Themen der Ausstellung "Zero Waste" sind - so bekannt sind sie. Eigentlich. Die ständig wachsende unvorstellbar hohe Plastikvermüllung der Welt, die Verseuchung von Luft, Wasser und Erde. Dass wir ein Teil davon sind, ist uns eigentlich klar. Auch in der Kunst ist das Thema "Müll" alles andere als neu. Doch niemals zuvor war sie so geballt politisch, wenn es um den Einfluss des Menschen auf die Natur geht ¬ meint Swaantje Güntzel, die die Mageninhalte der verendeten Albatrosse sammelt und zurück in die Öffentlichkeit bringt. Was hat die Kunst in Zeiten von Corona - dem zeitweiligen Lockdown der Welt- der vermeintlichen Natur-Erholung zu diesem Thema zu sagen? "ttt" besuchte die Ausstellung "Zero Waste" und sprach mit den Künstlerinnen und Künstlern Swaantje Güntzel, Dani Plöger und Mika Rottenberg. "Zero Waste" bis 8.11.2020 in Leipzig Autor: Dennis Wagner
Film "Afghanistan. Unser verwundetes Land" Traumhafte Landschaften, Berge von majestätischer Erhabenheit. Afghanistan zwischen Schönheit und Gewalt. Seit vierzig Jahren wird das Land von Krieg und politischen Auseinandersetzungen erschüttert. Die Filmemacherinnen Marcel Mettelsiefen und Mayte Carrasco erzählen die Geschichte des Landes in dem Dokumentarfilm: "Afghanistan. Unser verwundetes Land", betrachtet durch die Augen von sechs Frauen; Politikerinnen, Menschenrechtlerinnen, Medizinerinnen. Die Frauen erzählen von dem liberalen Geist der 70er Jahre in der Hauptstadt Kabul, Sehnsuchtsort der Hippies, wo Frauen statt des Gesichtsschleiers Miniröcke trugen. Wie der Sturz der Monarchie durch die Kommunisten den Widerstand der religiösen Kräfte hervorrief, wie das sowjetische Militär eingriff und am Ende von muslimischen Freiheitskämpfern besiegt wurde. Wie die Taliban in den 90er Jahren Afghanistan in einen islamistischen Unterdrückungsstaat verwandelten, in eine Burkahölle für Frauen, aus der sie erst durch die Bombardements der US-Amerikaner nach dem 11. September befreit wurden. Das Taliban-Regime wurde durch eine Demokratie ersetzt, doch bis heute sind die demokratischen Strukturen fragil, die religiösen Kräfte auf dem Vormarsch. Die mühsam wiedergewonnenen Freiheiten der Frauen sind in Gefahr. Der Regisseur Marcel Mettelsiefen, der Afghanistan gut kennt und dort als Fotograf gearbeitet hat, entfaltet ein beeindruckendes Panorama aus selten gesehenen historischen und aktuellen Bildern. Ausgestrahlt wird der Film am 6. Juli im Ersten. Autorin: Hilka Sinning
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Moderation: Max Moor
Redaktion: Jens-Uwe Korsowsky/ Matthias Morgenthaler (MDR)
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