Das Erste
Zum 60. Geburtstag von Rainer Werner Fassbinder (1945 1982)
Das Erste zeigt im Mai und Juni ausgewählte Filme des Regisseurs
München (ots)
Als Rainer Werner Fassbinder mit 37 Jahren starb, hatte er in nur 13 Jahren 43 Filme gedreht. Fast alle sind von einer Intensität, Komplexität und Genauigkeit der Beobachtung, die das deutsche Kino vor und nach ihm kaum mehr erreichte. Mit einer Art soziographischem Skalpell sezierte Fassbinder alle Spielarten sozialer Bindungen, um immer wieder schmerzhaft präzise aufzuzeigen, dass es keine herrschaftsfreien Liebesbeziehungen gibt. In dem penetrant alltäglich wirkenden Frühwerk Warum läuft Herr R. Amok? spielt Kurt Raab einen freundlichen, kleinen technischen Zeichner, dessen stets unterschwellige Aggressivität sich in einer Gewalttat entlädt. In dem autoreflexiven Film Warnung vor einer heiligen Nutte spiegelt Fassbinder die tief in der bürgerlichen Gesellschaft wurzelnde sexuelle Repression auch im Prozess des Filmemachens selbst wider. Dieses Thema bestimmt noch seine elegant inszenierten Spätwerke wie Die Ehe der Maria Braun und Die Sehnsucht der Veronika Voss, in dem eine alternde Ufa-Diva von ihrer Ärztin sexuell und finanziell ausgebeutet wird. Nach seinem eigenen Bühnenstück inszenierte Fassbinder 1972 Die bitteren Tränen der Petra von Kant, ein beklemmend intensives Kammerspiel, das Fassbinder in der bühnenartig stilisierten Enge einer Wohnung wie einen Laborversuch beobachtet. Hieran hat François Ozon sich mit seiner Adaption des Theaterstücks Tropfen auf heiße Steine angelehnt, das Fassbinder schon mit 19 Jahren schrieb, aber nie aufgeführt hatte. Der französische Regievirtuose Ozon (8 Frauen, Swimming Pool) spitzt Fassbinders präzise beobachteten Unterwerfungsrituale zu einem gnadenlosen Psychokrieg zu. Im Unterschied zur Fassbinderschen Melancholie setzt Ozon mit Tanz- und Musikszenen allerdings spürbar humorvollere Akzente. In dem schillernden Sciencefiction-Krimi Kamikaze 1989 ist Fassbinder in seiner letzten Kinorolle als egozentrischer, alkoholkranker Polizeileutnant Jansen zu sehen.
25.5.2005, 0.35 Uhr Die Sehnsucht der Veronika Voss Deutschland 1982 Darsteller: Rosel Zech, Hilmar Thate, Annemarie Düringer, Armin Mueller-Stahl Regie: Rainer Werner Fassbinder
1.6.2005, 0.35 Uhr Die Ehe der Maria Braun Deutschland 1978 Darsteller: Hanna Schygulla, Klaus Löwitsch, Ivan Desny, Gisela Uhlen Regie: Rainer Werner Fassbinder
8.6.2005, 0.35 Uhr Die bitteren Tränen der Petra von Kant Deutschland 1972 Darsteller: Hanna Schygulla, Margit Carstensen, Irm Hermann, Eva Mattes Regie: Rainer Werner Fassbinder
12.6.2005, 23.30 Uhr Tropfen auf heiße Steine GOUTTES D'EAU SUR PIERRES BRULANTES, Frankreich 2000 Darsteller: Bernard Giraudeau, Malik Zidi, Ludivine Sagnier, Anna Levine Thomson Regie: François Ozon
12.6.2005, 1.00 Uhr Kamikaze 1989 Deutschland 1982 Darsteller: Rainer Werner Fassbinder, Günther Kaufmann, Boy Gobert, Nicole Heesters Regie: Wolf Gremm
15.6.2005, 0.40 Uhr Warnung vor einer heiligen Nutte Deutschland/Italien 1970 Darsteller: Eddie Constantine, Lou Castel, Hanna Schygulla, Marquard Bohm Regie: Rainer Werner Fassbinder
22.6.2005, 1.20 Uhr Warum läuft Herr R. Amok? Deutschland 1969 Darsteller: Kurt Raab, Hanna Schygulla, Amadeus Fengler, Lilith Ungerer Regie: Rainer Werner Fassbinder, Michael Fengler
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